Der Reformationstag: Erinnerung an Martin Luther

Martin Luther - Rebell wider Willen: Dokumentation am 30.10. um 19:30

Am 31. Oktober gedenken die evangelischen Christen an die Reformation der Kirche durch Martin Luther. Am Vortag zu Allerheiligen 1517 soll der Mönch Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg angeschlagen haben.

| Erstellt von Manuela Bödeker-Wieners

Es waren diese 95 Sätze, die nicht nur Luther bewegt haben, sondern mit der Reformation eine Welle auslösten, die bis heute anhält. Gegenwärtig leben über 23 Millionen evangelische Christen in Deutschland, weltweit sind es circa 400 Millionen. 

Dabei wollte der Augustinermönch und Professor damals lediglich auf einen Missstand aufmerksam machen. Nach intensivem Bibelstudium, insbesondere des Römerbriefes  gelangte er zu der bahnbrechenden Erkenntnis: Der Mensch wird nicht auf Grund seiner Werke sondern vielmehr durch die Gnade Gottes gerecht (Römer 1, 17). Und setzte sich somit für ein neues Verständnis des Gerechtigkeitssinns in der Bibel ein: Gott ist nicht der strenge Richter, sondern er vergibt den Sündern ihre Schuld. Somit gilt der Mensch als gerecht vor Gott.

Am 31. Oktober 1517 veröffentlichte Luther schließlich seine Auseinandersetzung in Form der 95 Thesen. Seine Erkenntnis stand in der damaligen Zeit in direktem Widerspruch zum verbreiteten Ablasshandel. Die katholische Kirche versprach damit gegen Geld die Vergebung der Sünden, selbst für bereits Verstorbene.

Luther wurde von päpstlicher Seite mit einem Kirchenbann belegt und öffentlich zum Ketzer erklärt. Da sein Leben in Gefahr war, nahm er auf der Wartburg bei Eisenach Zuflucht, wo er die Bibel ins Deutsche übersetzte. Die für ihn entscheidende, religiöse Erleuchtung setzte schließlich den Reformationsprozess in Gang, der die Kirche in verschiedene Glaubensrichtungen aufspaltete: Katholische, lutherische und reformierte.

Ob Luther seine 95 Thesen tatsächlich an der Schlosskirche zu Wittenberg angebracht hat, ist bis heute nicht eindeutig belegt. Zur damaligen Zeit war es zwar durchaus gebräuchlich, Ideen oder Thesen durch einen öffentlichen Aushang unter das Volk zu bringen, um eine Diskussion anzuregen. Luther selbst hat aber nachweislich nie etwas dazu gesagt oder aufgeschrieben. Bildliche Darstellungen stammen aus der Zeit nach seinem Tod. Die erste schriftliche Darstellung des Thesenanschlags stammt von seinem Weggefährten Phillipp Melanchthon. Er war jedoch zum besagten Zeitpunkt nicht in Wittenberg anwesend und kein Augenzeuge des Geschehens.

Sicher ist jedoch, dass Luther als Grenzgänger seiner Zeit die Reformation der Kirche auslöste und somit einen Umwälzungsprozess in Gang setzte, dessen Folgewirkungen bis heute mehr als deutlich sind. Und im Kern seiner Aussage aktueller denn je.

In den letzten Jahren fand zum Teil eine Verschiebung der Bedeutung des Reformationstages am 31. Oktober zu Halloween statt. Der Grusel-Trend, der seit circa 15 Jahren aus Amerika nach Europa herüberschwappt und am Abend des 31. Oktober durch umherziehende verkleidete Geistertrupps von Haus zu Haus zelebriert wird, hat nichts mit der ursprünglichen Intention Luthers gemein. Vielleicht lediglich, das ein oder andere Gespenst zu vertreiben.