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Elberfelder Bibel

Elberfelder 2006

Klage des Propheten über sein und des Volkes Elend – Anerkenntnis der Treue Gottes – Aufruf zum Sündenbekenntnis – Bitte um Rettung und Vergeltung an den Feinden

1 [7]Das dritte Kap. ist wie die beiden ersten ein Akrostichon, nur mit dem Unterschied, dass hier zusätzlich jede Strophenzeile mit dem Anfangsbuchstaben der Strophe beginnt.Ich bin der Mann, der Elend sah durch die Rute seines Grimmes.

2 Mich trieb er weg und ließ mich gehen in Finsternis und ohne Licht.

3 Nur[8]o. Fürwahr; o. Ja gegen mich wendet er immer wieder seine Hand, jeden Tag.

4 Verfallen ließ er mein Fleisch und meine Haut, zerbrach meine Knochen,

5 umbaute und umgab mich mit Gift und Mühsal.

6 Er ließ mich wohnen in Finsternissen, wie die Toten der Urzeit[9]Das kann bedeuten: gleich den längst Verstorbenen, o. gleich den {für} ewig Toten.

7 Er ummauerte mich, dass ich nicht herauskann; er legte mich in schwere, bronzene Ketten[10]w. er machte meine Bronze schwer.

8 Auch wenn ich schrie und um Hilfe rief, verschloss er {sein Ohr vor} meinem Gebet.

9 Er vermauerte meine Wege mit Quadersteinen, kehrte meine Pfade um[11]d. h. er hat meine Pfade ungangbar gemacht, o. er ließ mich krumme Wege gehen.

10 Ein lauernder Bär war er mir, ein Löwe im Versteck.

11 Er ließ mich vom Weg abirren[12]o. versperrte mir den Weg mit Dornen, zerfleischte mich[13]Eine griech. Üs. liest: und er lähmte mich und machte mich menschenleer[14]o. öde.

12 Er spannte seinen Bogen[1]w. Er trat seinen Bogen; d. h. um ihn zu krümmen und stellte mich hin als Ziel für den Pfeil.

13 Er ließ in meine Nieren dringen die Söhne seines Köchers.

14 Ich wurde meinem ganzen Volk[2]d. h. den Bewohnern von Jerusalem; viele hebr. Handschr. und 4 Handschr. von LXX überliefern: allen Völkern zum Gelächter, ihr Spottlied {bin ich} jeden Tag.

15 Er sättigte mich mit bitteren Kräutern und tränkte mich mit Wermut.

16 Und er ließ auf Kies meine Zähne beißen[3]w. sich zerreiben, er trat mich nieder in den Staub.

17 Du verstießest[4]LXX: Er verstieß; Vulg. und die syr. Üs. : Es ist verstoßen meine Seele aus dem Frieden[5]o. aus dem Wohlergehen, ich habe vergessen, was Glück[6]o. Gutes ist.

18 Und ich sagte: Verloren ist mein Glanz[7]Andere üs. mit Textänderung: Vertrauen und meine Hoffnung auf den Herrn[8]o. und meine Hoffnung ist fern von dem Herrn.

19 An mein Elend und meine Heimatlosigkeit zu denken, {bedeutet} Wermut und Gift!

20 {Und doch} denkt und denkt meine Seele daran und ist niedergedrückt in mir.

21 {Doch} dies will ich mir in den Sinn zurückrufen, darauf[9]o. deshalb will ich hoffen:

22 Ja, die Gnadenerweise des Herrn sind nicht zu Ende[10]so mit einer hebr. Handschr. , der syr. und aram. Üs. ; Mas. T. : Die Gnadenerweise des Herrn {sind es} , dass wir nicht zu Ende sind, ja, sein Erbarmen hört nicht auf,

23 es ist jeden Morgen neu. Groß ist deine Treue.

24 Mein Anteil[11]w. Losanteil. – Der Begriff wird ursprünglich im Zusammenhang mit der Verlosung des Landes durch Josua verwendet und steht dann allgemein für den Landbesitz der Stämme und des Einzelnen. ist der Herr, sagt meine Seele, darum will ich auf ihn hoffen.

25 Gut ist der Herr zu denen, die auf ihn harren, zu der Seele, die nach ihm fragt.

26 Es ist gut, dass man schweigend hofft[12]w. dass man hofft, und zwar schweigend, auf die Rettung des Herrn.

27 Gut ist es für den Mann, wenn er ein Joch in seiner Jugend trägt.

28 Er sitze einsam und schweige, wenn er es ihm auferlegt.

29 Er lege seinen Mund in den Staub[13]d. h. er schweige, vielleicht gibt es Hoffnung.

30 Er biete dem, der ihn schlägt, die Wange, sättige sich an Schmach.

31 Denn nicht für ewig verstößt der Herr,

32 sondern wenn er betrübt hat, erbarmt er sich nach der Fülle seiner Gnadenerweise.

33 Denn nicht von Herzen demütigt[14]o. erniedrigt und betrübt er die Menschenkinder.

34 Dass man alle Gefangenen des Landes unter seinen Füßen zertritt,

35 dass man das Recht eines Mannes beugt vor dem Angesicht des Höchsten,

36 dass man einen Menschen irreführt in seinem Rechtsstreit – sollte der Herr es nicht sehen?

37 Wer ist es, der da sprach, und es geschah – {und} der Herr hat es nicht geboten?

38 Kommt nicht aus dem Mund des Höchsten das Böse und das Gute hervor?

39 Was beklagt sich der Mensch, der {noch} am Leben ist[15]d. h. vom Unglück nicht tödlich getroffen wurde, {was beklagt sich} der Mann über seine Sündenstrafe?[16]o. {er werde} Herr über seine Sünden

40 Prüfen wollen wir unsere Wege und erforschen und umkehren zu dem Herrn!

41 Lasst uns unser Herz samt den Händen erheben[17]Andere üs. mit veränderter Vokalisierung: Lasst uns unsere Herzen, nicht unsere Hände erheben zu Gott im Himmel!

42 Wir, wir haben die Treue gebrochen und sind widerspenstig gewesen; du {aber} , du hast nicht vergeben.

43 Du hast dich in Zorn gehüllt und hast uns verfolgt; du hast uns umgebracht ohne Mitleid.

44 Du hast dich in eine Wolke gehüllt, sodass kein Gebet hindurchdrang.

45 Du hast uns zum Kehricht und zum Ekel gemacht mitten unter den Völkern.

46 Alle unsere Feinde reißen ihren Mund über uns auf.

47 Grauen und Grube sind uns zuteilgeworden, Untergang und Zusammenbruch.

48 Wasserbäche lässt mein Auge fließen[1]w. In Wasserbächen geht mein Auge nieder wegen des Zusammenbruchs der Tochter meines Volkes.

49 Mein Auge ergießt sich und kommt nicht zur Ruhe, {tränt} unaufhörlich,

50 bis der Herr vom Himmel herunterschaut und hinsieht.

51 Mein Auge schmerzt mich[2]w. Mein Auge tut meiner Seele weh wegen all der Töchter meiner Stadt.

52 Wie einen Vogel jagten und jagten mich {jene} , die grundlos meine Feinde sind.

53 Sie stürzten mein Leben in die Grube[3]o. Sie brachten in der Grube mein Leben zum Schweigen und warfen Steine auf mich.

54 Wasser strömte über mein Haupt. Ich sagte {mir}: Ich bin {vom Leben} abgeschnitten!

55 Da rief ich deinen Namen an, Herr, aus der Grube tief unten.

56 Du hast meine Stimme gehört. Verbirg dein Ohr nicht vor meinem Seufzen, meinem Schreien[4]so mit LXX; Mas. T. : Verbirg dein Ohr nicht – zu meiner Erleichterung – vor meinem Schreien!!

57 Du nahtest an dem Tag, als ich dich anrief; du sprachst: Fürchte dich nicht!

58 Du hast, Herr, meinen Rechtsstreit geführt[5]w. Du strittest, Herr, die Rechtsstreite meiner Seele, hast mein Leben erlöst.

59 Du, Herr, hast meine Entrechtung[6]o. Unterdrückung gesehen. Verhilf mir zu meinem Recht[7]w. Entscheide (richte) mein Recht. – Andere üs. mit Textänderung: Du hast mir zu meinem Recht verholfen.!

60 Du hast gesehen all ihre Rachgier, alle ihre Pläne gegen mich.

61 Gehört hast du ihr Schmähen, Herr, alle ihre Pläne[8]Andere lesen mit Änderung eines Buchstabens: Verleumdungen gegen mich,

62 das Gerede derer, die gegen mich aufgetreten sind, und ihren Spott über mich den ganzen[9]o. jeden Tag.

63 Ihr Sitzen und ihr Aufstehen schau dir an! Ich bin ihr Spottlied.

64 Übe an ihnen Vergeltung, Herr, nach dem Werk ihrer Hände!

65 Gib ihnen Verblendung des Herzens[10]o. Du wirst an ihnen Vergeltung üben … Du wirst ihnen Verblendung … geben usw.! Dein Fluch komme über sie!

66 Jage ihnen nach im Zorn und rotte sie aus unter dem Himmel des Herrn!

Einheitsübersetzung

Einheitsübersetzung 2016

DRITTES LIED: 3,1–66

1 Ich bin der Mann, der Leid erlebt hat / durch die Rute seines Grimms.

2 Er hat mich getrieben und gedrängt / in Finsternis, nicht ins Licht.

3 Täglich von Neuem kehrt er die Hand / nur gegen mich.

4 Er zehrte aus mein Fleisch und meine Haut, / zerbrach meine Glieder,

5 umbaute und umschloss mich / mit Gift und Erschöpfung.

6 Im Finstern ließ er mich wohnen / wie längst Verstorbene.

7 Er hat mich ummauert, ich kann nicht entrinnen. / Er hat mich in schwere Fesseln gelegt.

8 Wenn ich auch schrie und flehte, / er versperrte den Weg meinem Gebet.

9 Mit Quadern hat er mir die Wege verriegelt, / meine Pfade irregeleitet.

10 Ein lauernder Bär war er mir, / ein Löwe im Versteck.

11 Er ließ meine Wege sich verstricken, / machte mich regungslos und einsam.

12 Er spannte den Bogen und stellte mich hin / als Ziel für den Pfeil.

13 In die Nieren ließ er mir dringen / die Geschosse seines Köchers.

14 Ein Gelächter war ich all meinem Volk, / ihr Spottlied den ganzen Tag.

15 Er speiste mich mit bitterer Kost / und tränkte mich mit Wermut.

16 Meine Zähne ließ er auf Kiesel beißen, / er drückte mich in den Staub.

17 Du hast mich aus dem Frieden hinausgestoßen; / ich habe vergessen, was Glück ist.

18 Ich sprach: Dahin ist mein Glanz / und mein Vertrauen auf den HERRN.

19 An meine Not und Unrast denken / ist Wermut und Gift.

20 Immer denkt meine Seele daran / und ist betrübt in mir.

21 Das will ich mir zu Herzen nehmen, / darauf darf ich harren:

22 Die Huld des HERRN ist nicht erschöpft, / sein Erbarmen ist nicht zu Ende.

23 Neu ist es an jedem Morgen; / groß ist deine Treue.

24 Mein Anteil ist der HERR, sagt meine Seele, / darum harre ich auf ihn.

25 Gut ist der HERR zu dem, der auf ihn hofft, / zur Seele, die ihn sucht.

26 Gut ist es, schweigend zu harren / auf die Hilfe des HERRN.

27 Gut ist es für den Mann, / ein Joch zu tragen in der Jugend.

28 Er sitze einsam und schweige, / denn er hat es ihm auferlegt.

29 Er beuge in den Staub seinen Mund; / vielleicht ist noch Hoffnung.

30 Er biete die Wange dem, der ihn schlägt, / und lasse sich sättigen mit Schmach.

31 Denn nicht für immer / verwirft der Herr.

32 Hat er betrübt, erbarmt er sich auch wieder / nach seiner großen Huld.

33 Denn nicht freudigen Herzens / plagt und betrübt er die Menschenkinder.

34 Dass man mit Füßen tritt / alle Gefangenen des Landes,

35 dass man das Recht des Mannes beugt / vor dem Antlitz des Höchsten,

36 dass man im Rechtsstreit den Menschen bedrückt, / sollte der Herr das nicht sehen?

37 Wer hat gesprochen und es geschah? / Hat nicht der Herr es geboten?

38 Geht nicht hervor aus des Höchsten Mund / das Gute wie auch das Böse?

39 Wie dürfte denn ein Lebender klagen, / ein Mann über seine Sünden?

40 Prüfen wir unsre Wege, erforschen wir sie / und kehren wir um zum HERRN!

41 Erheben wir unser Herz samt den Händen / zu Gott im Himmel!

42 Wir haben gesündigt und uns widersetzt; / du hast nicht vergeben.

43 Du hast uns in Zorn gehüllt und verfolgt, / getötet und nicht geschont.

44 Du hast dich in Wolken gehüllt, / kein Gebet kann sie durchstoßen.

45 Zu Unrat und Auswurf hast du uns gemacht / inmitten der Völker.

46 Ihren Mund rissen gegen uns auf / all unsre Feinde.

47 Grauen und Grube wurde uns zuteil, / Verwüstung und Verderben.

48 Tränenströme vergießt mein Auge / über den Zusammenbruch der Tochter, meines Volkes.

49 Mein Auge ergießt sich und ruht nicht; / es hört nicht auf,

50 bis der HERR vom Himmel her / sieht und schaut.

51 Mein Auge schmerzt mich / wegen all der Töchter meiner Stadt.

52 Wie auf einen Vogel machten sie Jagd auf mich, / die ohne Grund meine Feinde sind.

53 Sie stürzten in die Grube mein Leben / und warfen Steine auf mich.

54 Das Wasser ging mir über den Kopf; / ich sagte: Ich bin verloren.

55 Da rief ich deinen Namen, HERR, / tief unten aus der Grube.

56 Du hörtest meine Stimme: / Verschließ nicht dein Ohr / vor meinem Seufzen, meinem Schreien!

57 Du warst nahe am Tag, da ich dich rief; / du sagtest: Fürchte dich nicht!

58 Du, Herr, hast meine Sache geführt, / hast mein Leben erlöst.

59 Du, HERR, hast meine Bedrückung gesehen. / Verschaffe mir Recht!

60 Du hast gesehen ihre ganze Rachgier, / all ihr Planen gegen mich.

61 Du hast ihr Schmähen gehört, o HERR, / all ihr Planen gegen mich.

62 Das Denken und Reden meiner Gegner / ist gegen mich den ganzen Tag.

63 Blick auf ihr Sitzen und Stehen! / Ein Spottlied bin ich für sie.

64 Vergilt ihnen, HERR, / nach dem Tun ihrer Hände!

65 Gib ihnen ein verhärtetes Herz! / Dein Fluch über sie!

66 Verfolge sie im Zorn und vernichte sie / unter dem Himmel des HERRN!

Gute Nachricht Bibel

Gute Nachricht Bibel 2018

Hoffnung trotz tiefster Not

1 Ich bin der Mann, der viel gelitten hat unter den zornigen Schlägen des HERRN.

2 Ich bin es, den er vor sich hertrieb, immer tiefer in die dunkelste Nacht.

3 Immer nur mich traf seine Faust, Tag für Tag, ohne einzuhalten.

4 Er lässt meine Haut und mein Fleisch zerfallen und zerbricht mir alle meine Knochen.

5 Von allen Seiten schließt er mich ein, er umstellt mich mit Bitterkeit und Qual.

6 In Finsternis lässt er mich wohnen wie die, die schon seit Langem tot sind.

7 Er hat mich ummauert und in Ketten gelegt, aus diesem Gefängnis gibt es keinen Ausweg.

8 Ich kann um Hilfe schreien, soviel ich will – mein Rufen dringt nicht durch bis an sein Ohr.

9 Er hat mir den Weg mit Steinen versperrt, sodass ich ständig in die Irre gehe.

10 Wie ein Bär hat er mir aufgelauert, wie ein Löwe in seinem Hinterhalt.

11 Er hat mich vom Weg heruntergezerrt, dann hat er mich zusammengeschlagen.

12 Er hat den Bogen auf mich angelegt und mich als Ziel für seine Pfeile benutzt.

13 Pfeil auf Pfeil hat er abgeschossen und mir den Rücken damit durchbohrt.

14 Die Leute meines Volkes lachen mich aus, täglich singen sie ihr Spottlied über mich.

15 Er gab mir die bitterste Kost zu essen und ließ mich bitteren Wermut trinken.

16 Er hat mich in den Staub gedrückt und mich gezwungen, Kies zu kauen.

17 Das ruhige Leben hat er mir genommen; ich weiß nicht mehr, was Glück bedeutet.

18 Ich habe keine Zukunft mehr, vom HERRN ist nichts mehr zu erhoffen!

19 An all dieses rastlose Elend zu denken ist Gift für mich und macht mich bitter.

20 Doch immer wieder muss ich daran denken und bin erfüllt von Verzweiflung und Schwermut.

21 Ich will mich an etwas anderes erinnern, damit meine Hoffnung wiederkommt:

22 Von Gottes Güte kommt es, dass wir noch leben. Sein Erbarmen ist noch nicht zu Ende,

23 seine Liebe ist jeden Morgen neu und seine Treue unfassbar groß.

24 Ich sage: Der HERR ist mein Ein und Alles; darum setze ich meine Hoffnung auf ihn.

25 Der HERR ist gut zu denen, die nach ihm fragen, zu allen, die seine Nähe suchen.

26 Darum ist es das Beste, zu schweigen und auf die Hilfe des HERRN zu warten.

27 Für jeden Menschen ist es gut, wenn er schon früh gelernt hat, Last zu tragen.

28 Wenn der HERR ihm etwas auferlegt, soll er für sich allein bleiben und schweigen.

29 Er soll seinen Mund auf den Boden pressen – vielleicht ist doch noch Hoffnung auf Hilfe!

30 Dem, der ihn schlägt, soll er die Backe hinhalten und alle Schmach und Schande auf sich nehmen.

31 Der Herr verstößt uns nicht für immer.

32 Auch wenn er uns Leiden schickt, erbarmt er sich doch wieder über uns, weil seine Liebe so reich und groß ist.

33 Es macht ihm selbst keine Freude, seinen Kindern Schmerz und Kummer zu bereiten.

34 Alle Gefangenen in unserem Land wurden getreten und misshandelt;

35 unter den Augen des höchsten Gottes wurden sie um ihr Recht gebracht;

36 Unschuldige wurden verurteilt – und das soll der Herr nicht gesehen haben?

37 Wer sonst spricht ein Wort und es geschieht? Geschieht nicht alles auf seinen Befehl?

38 Wenn Glück oder Unglück über uns kommt, hat nicht der Höchste es angeordnet?

39 Mit welchem Recht beklagt sich der Mensch bei Gott? Gegen seine Sünde soll er Klage erheben!

40 Lasst uns unser Leben überprüfen und wieder umkehren zu dem HERRN!

41 Lasst uns die Hände zum Himmel strecken und Herz und Sinn zum HERRN hinwenden!

42 Wir haben gesündigt und dir, HERR, getrotzt und du hast uns die Schuld noch nicht vergeben.

43 Du hast dich ganz in deinen Zorn gehüllt, uns schonungslos gejagt und getötet.

44 In einer Wolke hast du dich versteckt, damit kein Gebet dich erreichen konnte.

45 Wie Dreck hast du uns zusammengekehrt, wie Abfall mitten unter den Völkern.

46 Alle unsere Feinde spotten über uns, höhnisch reißen sie ihre Mäuler auf.

47 Schrecken und Entsetzen wurden unser Los, Zusammenbruch und Untergang.

48 Meine Augen zerfließen in Tränen, weil mein Volk zugrunde gegangen ist.

49 Wie ein Bach, der nie zur Ruhe kommt, strömen meine Tränen, ohne zu versiegen,

50 bis der HERR sich vom Himmel herabneigt und seinen Blick wieder auf uns richtet.

51 Es tut mir weh, wenn ich sehen muss, wie es den Frauen in der Stadt ergeht.

52 Sie haben mir nachgestellt wie einem Vogel, obwohl ich niemandem Anlass gab, mein Feind zu sein.

53 Sie haben mich lebend in die Grube gestürzt und einen Stein auf die Öffnung gewälzt.

54 Das Wasser stieg mir bis an die Kehle, ich dachte schon, es sei aus mit mir.

55 Da rief ich zu dir, HERR, um Hilfe; aus der Tiefe der Grube schrie ich zu dir:

56 »Verschließ dein Ohr nicht! Hör mein Flehen!« Und du hast meinen Hilferuf gehört!

57 Als ich zu dir schrie, bist du gekommen und hast zu mir gesagt: »Hab keine Angst!«

58 Du hast mich verteidigt und mir Recht verschafft; das Leben hast du mir gerettet.

59 Du weißt, was sie mir angetan haben. Stell mein Recht doch völlig wieder her!

60 Du hast ihren ganzen Hass gesehen und ihre finsteren Pläne gegen mich.

61 Du hast gehört, wie sie mich schmähten und ihre Pläne gegen mich berieten.

62 Alles, was sie reden und denken, ist gegen mich gerichtet, Tag für Tag.

63 Behalte ihr Tun und Lassen fest im Auge! Noch immer singen sie ihr Spottlied auf mich.

64 Alles, was sie mir angetan haben, HERR, zahl es ihnen heim, vergilt es ihnen!

65 Verblende sie, verwirre ihren Sinn, schleudere deinen Fluch gegen sie!

66 Verfolge sie mit deinem ganzen Zorn und fege sie von der Erde weg!

Lutherbibel

Lutherbibel 2017

Klage und Trost eines Leidenden

1 Ich bin der Mann, der Elend sehen muss durch die Rute seines Grimmes.

2 Er hat mich geführt und gehen lassen in die Finsternis und nicht ins Licht.

3 Er hat seine Hand gewendet gegen mich und erhebt sie gegen mich Tag für Tag.

4 Er hat mir Fleisch und Haut alt gemacht und mein Gebein zerschlagen.

5 Er hat mich ringsum eingeschlossen und mich mit Bitternis und Mühsal umgeben.

6 Er hat mich in Finsternis versetzt wie die, die längst tot sind.

7 Er hat mich ummauert, dass ich nicht herauskann, und mich in harte Fesseln gelegt.

8 Und wenn ich auch schreie und rufe, so stopft er sich die Ohren zu vor meinem Gebet.

9 Er hat meinen Weg vermauert mit Quadern und meinen Pfad zum Irrweg gemacht.

10 Er hat auf mich gelauert wie ein Bär, wie ein Löwe im Verborgenen.

11 Er lässt mich den Weg verfehlen, er hat mich zerfleischt und zunichtegemacht.

12 Er hat seinen Bogen gespannt und mich dem Pfeil zum Ziel gegeben.

13 Er hat mir seine Pfeile in die Nieren geschossen.

14 Ich bin ein Hohn für mein ganzes Volk und täglich ihr Spottlied.

15 Er hat mich mit Bitterkeit gesättigt und mit Wermut getränkt.

16 Er hat mich auf Kiesel beißen lassen, er drückte mich nieder in die Asche.

17 Meine Seele ist aus dem Frieden vertrieben; ich habe das Gute vergessen.

18 Ich sprach: Mein Ruhm und meine Hoffnung auf den HERRN sind dahin.

19 Gedenke doch, wie ich so elend und verlassen, mit Wermut und Bitterkeit getränkt bin!

20 Du wirst ja daran gedenken, denn meine Seele sagt mir’s.

21 Dies nehme ich zu Herzen, darum hoffe ich noch:

22 Die Güte des HERRN ist’s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende,

23 sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.

24 Der HERR ist mein Teil, spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen.

25 Denn der HERR ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und dem Menschen, der nach ihm fragt.

26 Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des HERRN hoffen.

27 Es ist ein köstlich Ding für einen Mann, dass er das Joch in seiner Jugend trage.

28 Er sitze einsam und schweige, wenn Gott es ihm auferlegt,

29 und stecke seinen Mund in den Staub; vielleicht ist noch Hoffnung.

30 Er biete die Backe dar dem, der ihn schlägt, und lasse sich viel Schmach antun.

31 Denn der Herr verstößt nicht ewig;

32 sondern er betrübt wohl und erbarmt sich wieder nach seiner großen Güte.

33 Denn nicht von Herzen plagt und betrübt er die Menschen.

34 Wenn man alle Gefangenen auf Erden unter die Füße tritt

35 und eines Mannes Recht vor dem Allerhöchsten beugt

36 und eines Menschen Sache verdreht, – sollte das der Herr nicht sehen?

37 Wer darf denn sagen, dass solches geschieht ohne des Herrn Befehl

38 und dass nicht Böses und Gutes kommt aus dem Munde des Allerhöchsten?

39 Was murren denn die Leute im Leben, ein jeder über die Folgen seiner Sünde?

40 Lasst uns erforschen und prüfen unsern Wandel und uns zum HERRN bekehren!

41 Lasst uns unser Herz samt den Händen aufheben zu Gott im Himmel!

42 Wir, wir haben gesündigt und sind ungehorsam gewesen, darum hast du nicht vergeben.

43 Du hast dich in Zorn gehüllt und uns verfolgt und ohne Erbarmen getötet.

44 Du hast dich mit einer Wolke verdeckt, dass kein Gebet hindurchkonnte.

45 Du hast uns zu Kehricht und Unrat gemacht unter den Völkern.

46 Alle unsere Feinde reißen ihr Maul auf über uns.

47 Wir werden gedrückt und geplagt mit Schrecken und Angst.

48 Wasserbäche rinnen aus meinen Augen über den Jammer der Tochter meines Volks.

49 Meine Augen fließen und können’s nicht lassen, und es ist kein Aufhören da,

50 bis der HERR vom Himmel herabschaut und darein sieht.

51 Mein Auge macht mir Schmerzen wegen all der Töchter meiner Stadt.

52 Meine Feinde haben mich ohne Grund gejagt wie einen Vogel.

53 Sie haben mein Leben in der Grube zunichtegemacht und Steine auf mich geworfen.

54 Wasser hat mein Haupt überschwemmt; da sprach ich: Nun bin ich verloren.

55 Ich rief aber deinen Namen an, HERR, unten aus der Grube,

56 und du erhörtest meine Stimme: »Verbirg deine Ohren nicht vor meinem Seufzen und Schreien!«

57 Du nahtest dich zu mir, als ich dich anrief, und sprachst: Fürchte dich nicht!

58 Du führst, Herr, meine Sache und erlöst mein Leben.

59 Du siehst, HERR, wie mir Unrecht geschieht; hilf mir zu meinem Recht!

60 Du siehst, wie sie Rache üben wollen, und kennst alle ihre Gedanken gegen mich.

61 HERR, du hörst ihr Schmähen und alle ihre Anschläge gegen mich,

62 die Reden meiner Widersacher und ihr Geschwätz über mich den ganzen Tag.

63 Sieh doch: Ob sie sitzen oder aufstehen, singen sie über mich Spottlieder.

64 Vergilt ihnen, HERR, wie sie verdient haben!

65 Lass ihnen das Herz verstockt werden, lass sie deinen Fluch fühlen!

66 Verfolge sie mit Grimm und vertilge sie unter dem Himmel des HERRN.

Videos zu Klagelieder 3,29 (ELB, EÜ, GNB, LUT)