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Elberfelder Bibel

Elberfelder 2006

Anschlag der Hohen Priester und Verrat des Judas – Salbung Jesu in Betanien

1 Und es geschah, als Jesus alle diese Reden beendet hatte, sprach er zu seinen Jüngern:

2 Ihr wisst, dass nach zwei Tagen das Passah ist, und der Sohn des Menschen wird überliefert, um gekreuzigt zu werden.

3 Dann versammelten sich die Hohen Priester[4]Nicht nur der amtierende Hohe Priester, sondern alle männlichen Mitglieder der hohepriesterlichen Familien wurden zu den »Hohen Priestern« gerechnet. und die Ältesten des Volkes in dem Hof des Hohen Priesters, der Kaiphas hieß,

4 und ratschlagten miteinander, um Jesus mit List zu greifen und zu töten.

5 Sie sagten aber: Nicht an dem Fest, damit nicht ein Aufruhr unter dem Volk entsteht.

6 Als aber Jesus in Betanien war, im Hause Simons, des Aussätzigen[5]»Aussatz« umfasste in bibl. Zeit mehrere Hautkrankheiten; s. auch Anm. zu Kap.8,2.,

7 kam eine Frau zu ihm, die ein Alabasterfläschchen mit sehr kostbarem Salböl hatte, und goss es aus auf {sein} Haupt, als er zu Tisch lag.

8 Als aber die Jünger es sahen, wurden sie unwillig und sprachen: Wozu diese Verschwendung?

9 Denn dies hätte teuer verkauft und {der Erlös} den Armen gegeben werden können.

10 Als aber Jesus es erkannte, sprach er zu ihnen: Was macht ihr der Frau Mühe? Sie hat doch ein gutes Werk an mir getan;

11 denn die Armen habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit.

12 Denn als sie dieses Salböl über meinen Leib goss, tat sie es zu meinem Begräbnis.

13 Wahrlich, ich sage euch: Wo dieses Evangelium gepredigt werden wird in der ganzen Welt, wird auch von dem geredet werden, was sie getan hat, zu ihrem Gedächtnis.

14 Dann ging einer von den Zwölfen, Judas Iskariot[1]Der Beiname bedeutete wahrscheinlich »Mann aus Kariot« und diente viell. zur Unterscheidung von dem anderen Jünger namens Judas (vgl. Joh14,22). mit Namen, zu den Hohen Priestern

15 und sprach: Was wollt ihr mir geben, und ich werde ihn euch überliefern? Sie aber setzten ihm dreißig Silberlinge fest.

16 Und von da an suchte er Gelegenheit, ihn zu überliefern.

Vorbereitung des Passahmahls

17 Am ersten {Tag des Festes} der ungesäuerten Brote aber traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wo willst du, dass wir dir das Passah {mahl} zu essen bereiten?

18 Er aber sprach: Geht in die Stadt zu dem und dem und sprecht zu ihm: Der Lehrer sagt: Meine Zeit ist nahe; bei dir halte ich das Passah mit meinen Jüngern.

19 Und die Jünger taten, wie Jesus ihnen befohlen hatte, und bereiteten das Passah.

Bezeichnung des Verräters

20 Als es aber Abend geworden war, legte er sich mit den Zwölfen zu Tisch.

21 Und während sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich sage euch: Einer von euch wird mich überliefern.

22 Und sie wurden sehr betrübt, und jeder von ihnen fing an, zu ihm zu sagen: Ich bin es doch nicht, Herr?

23 Er aber antwortete und sprach: Der mit mir die Hand in die Schüssel eintaucht, der wird mich überliefern.

24 Der Sohn des Menschen geht zwar dahin, wie über ihn geschrieben steht. Wehe aber jenem Menschen, durch den der Sohn des Menschen überliefert wird! Es wäre jenem Menschen gut, wenn er nicht geboren wäre.

25 Judas aber, der ihn überlieferte, antwortete und sprach: Ich bin es doch nicht, Rabbi[2]d. h. Mein Meister!; respektvolle Anrede der geistlichen Lehrer zur Zeit Jesu? Er spricht zu ihm: Du hast es gesagt.

Einsetzung des Herrenmahls

26 Während sie aber aßen, nahm Jesus Brot und segnete, brach und gab es den Jüngern und sprach: Nehmt, esst, dies ist mein Leib!

27 Und er nahm einen Kelch und dankte und gab ihnen {den} und sprach: Trinkt alle daraus!

28 Denn dies ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.

29 Ich sage euch aber, dass ich von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken werde bis zu jenem Tag, da ich es neu mit euch trinken werde in dem Reich[3]o. der Königsherrschaft meines Vaters.

30 Und als sie ein Loblied[4]Damit ist wohl der zweite Teil des sog. Hallel, nämlich Ps115–118, gemeint, der nach dem Schlussgebet des Passahmahls gesungen wurde. gesungen hatten, gingen sie hinaus zum Ölberg.

Ankündigung der Verleugnung durch Petrus

31 Darauf spricht Jesus zu ihnen: Ihr werdet alle in dieser Nacht an mir Anstoß nehmen[5]o. an mir zu Fall kommen; denn es steht geschrieben: »Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden zerstreut werden.«

32 Nachdem ich aber auferweckt sein werde, werde ich euch voran nach Galiläa gehen.

33 Petrus aber antwortete und sprach zu ihm: Wenn alle an dir Anstoß nehmen werden, ich werde niemals Anstoß nehmen[1]o. an dir zu Fall kommen werden, ich werde niemals zu Fall kommen.

34 Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir, dass du in dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, mich dreimal verleugnen wirst.

35 Petrus spricht zu ihm: Selbst wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen. Ebenso sprachen auch alle Jünger.

Gethsemane

36 Dann kommt Jesus mit ihnen an ein Gut[2]o. Grundstück, genannt Gethsemane, und er spricht zu den Jüngern: Setzt euch hier, bis ich hingegangen bin und dort gebetet habe!

37 Und er nahm den Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus mit und fing an, betrübt und geängstigt zu werden.

38 Dann spricht er zu ihnen: Meine Seele ist sehr betrübt, bis zum Tod. Bleibt hier und wacht mit mir!

39 Und er ging ein wenig weiter und fiel auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber! Doch nicht wie ich will, sondern wie du {willst}.

40 Und er kommt zu den Jüngern und findet sie schlafend; und er spricht zu Petrus: Also nicht eine Stunde konntet ihr mit mir wachen?

41 Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt! Der Geist zwar ist willig, das Fleisch aber schwach.

42 Wiederum, zum zweiten Mal, ging er hin und betete und sprach: Mein Vater, wenn dieser {Kelch} nicht vorübergehen kann, ohne dass ich ihn trinke, so geschehe dein Wille!

43 Und als er kam, fand er sie wieder schlafend, denn ihre Augen waren beschwert.

44 Und er ließ sie, ging wieder hin, betete zum dritten Mal und sprach wieder dasselbe Wort.

45 Dann kommt er zu den Jüngern und spricht zu ihnen: So schlaft denn fort und ruht aus! Siehe, die Stunde ist nahe gekommen, und der Sohn des Menschen wird in Sünderhände überliefert.

46 Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, nahe ist gekommen, der mich überliefert.

Gefangennahme

47 Und während er noch redete, siehe, da kam Judas, einer der Zwölf, und mit ihm eine große Menge mit Schwertern und Stöcken, von den Hohen Priestern und Ältesten des Volkes.

48 Der ihn aber überlieferte, hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt: Wen ich küssen werde, der ist es, den ergreift!

49 Und sogleich trat er zu Jesus und sprach: Sei gegrüßt, Rabbi[3]d. h. Mein Meister!; respektvolle Anrede der geistlichen Lehrer zur Zeit Jesu!, und küsste ihn[4]o. küsste ihn zärtlich.

50 Jesus aber sprach zu ihm: Freund, wozu bist du gekommen? Dann traten sie heran und legten die Hände an Jesus und ergriffen ihn.

51 Und siehe, einer von denen, die mit Jesus waren, streckte die Hand aus, zog sein Schwert und schlug den Knecht[5]w. Sklaven des Hohen Priesters und hieb ihm das Ohr ab.

52 Da spricht Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert wieder an seinen Ort! Denn alle, die das Schwert nehmen, werden durchs Schwert umkommen.

53 Oder meinst du, dass ich nicht meinen Vater bitten könne und er mir jetzt mehr als zwölf Legionen Engel stellen werde?

54 Wie sollten denn die Schriften erfüllt werden, dass es so geschehen muss?

55 In jener Stunde sprach Jesus zu den Volksmengen: Seid ihr ausgezogen wie gegen einen Räuber mit Schwertern und Stöcken, mich zu fangen? Täglich saß ich bei euch im Tempel und lehrte, und ihr habt mich nicht gegriffen.

56 Aber dies alles ist geschehen, damit die Schriften der Propheten erfüllt wurden. Da verließen ihn die Jünger alle und flohen.

Vor dem Hohen Rat

57 Die aber Jesus gegriffen hatten, führten ihn weg zu Kaiphas, dem Hohen Priester, wo die Schriftgelehrten und die Ältesten versammelt waren.

58 Petrus aber folgte ihm von Weitem bis zu dem Hof des Hohen Priesters und ging hinein und setzte sich zu den Dienern, um den Ausgang zu sehen.

59 Die Hohen Priester aber und der ganze Hohe Rat[1]w. Synedrium. Der Hohe Rat war, abgesehen vom römischen Statthalter, die höchste Behörde der Juden. Er bestand unter dem Vorsitz des Hohen Priesters aus 71 Mitgliedern und umfasste die Gruppen der Hohen Priester, Schriftgelehrten und Ältesten. Vgl. auch die Anmerkungen zu Kap.2,4 und 3,7. suchten falsches Zeugnis gegen Jesus, um ihn zu Tode zu bringen;

60 und sie fanden keins, obwohl viele falsche Zeugen herzutraten. Zuletzt aber traten zwei falsche Zeugen herbei

61 und sprachen: Dieser sagte: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und in drei Tagen ihn wieder aufbauen.

62 Und der Hohe Priester stand auf und sprach zu ihm: Antwortest du nichts? Was zeugen diese gegen dich?

63 Jesus aber schwieg. Und der Hohe Priester sagte zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes!

64 Jesus spricht zu ihm: Du hast es gesagt. Doch ich sage euch: Von nun an werdet ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen auf den Wolken des Himmels.

65 Da zerriss der Hohe Priester seine Kleider und sprach: Er hat gelästert. Was brauchen wir noch Zeugen? Siehe, jetzt habt ihr die Lästerung gehört.

66 Was meint ihr? Sie aber antworteten und sprachen: Er ist des Todes schuldig.

67 Dann spien sie ihm ins Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten; einige aber schlugen {ihn ins Gesicht}

68 und sprachen: Weissage uns, Christus, wer ist es, der dich schlug?

Verleugnung durch Petrus

69 Petrus aber saß draußen im Hof; und es trat eine Magd zu ihm und sprach: Auch du warst mit Jesus, dem Galiläer.

70 Er aber leugnete vor allen und sprach: Ich weiß nicht, was du sagst.

71 Als er aber in das Torgebäude hinausgegangen war, sah ihn eine andere; und sie spricht zu denen, die dort waren: Auch dieser war mit Jesus, dem Nazoräer[2]Dies ist eine andere Form für das bei Mk (und teilweise Lk) überlieferte »Nazarener«; es ist möglich, dass in Anlehnung an Jes11,1 das hebr. Wort nezer (d. h. Spross) anklingt..

72 Und wieder leugnete er mit einem Eid: Ich kenne den Menschen nicht!

73 Kurz nachher aber traten die Umstehenden herbei und sprachen zu Petrus: Wahrhaftig, auch du bist {einer} von ihnen, denn auch deine Sprache verrät dich.

74 Da fing er an zu fluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht! Und gleich darauf krähte der Hahn.

75 Und Petrus erinnerte sich an das Wort Jesu, der gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.

Gute Nachricht Bibel

Gute Nachricht Bibel 2018

LEIDEN, TOD UND AUFERSTEHUNG VON JESUS (Kapitel 26–28)

Der Beschluss, Jesus zu töten (Mk 14,1-2; Lk 22,1-2; Joh 11,45-53)

1 Als Jesus diese seine letzte Rede beendet hatte, sagte er zu seinen Jüngern:

2 »Wie ihr wisst, ist übermorgen das Passafest. Dann wird der Menschensohn ausgeliefert und ans Kreuz genagelt werden.«

3 Da kamen die führenden Priester und die Ältesten des Volkes im Palast des Obersten Priesters Kajaphas zusammen.

4 Sie fassten den Beschluss, Jesus heimlich zu verhaften und umzubringen.

5 »Aber auf keinen Fall darf es während des Festes geschehen«, sagten sie, »sonst gibt es einen Aufruhr im Volk.«

Eine Frau ehrt Jesus vor seinem Sterben (Mk 14,3-9; Joh 12,1-8)

6 Jesus war in Betanien bei Simon, dem Aussätzigen, zu Gast.

7 Während des Essens trat eine Frau an Jesus heran. Sie hatte ein Fläschchen mit sehr wertvollem Salböl; das goss sie Jesus über den Kopf.

8 Die Jünger sahen es und waren empört. »Was soll diese Verschwendung?«, sagten sie.

9 »Dieses Öl hätte man teuer verkaufen und das Geld den Armen geben können!«

10 Jesus hörte das und sagte: »Warum bringt ihr die Frau in Verlegenheit? Sie hat eine gute Tat an mir getan.

11 Arme wird es immer bei euch geben; aber mich habt ihr nicht mehr lange bei euch.

12 Sie hat dieses Salböl auf meinen Körper gegossen und hat ihn damit für das Begräbnis vorbereitet.

13 Ich versichere euch: Überall in der Welt, wo in Zukunft die Gute Nachricht verkündet wird, wird auch berichtet werden, was sie getan hat. Ihr Andenken wird immer lebendig bleiben.«

Judas wird zum Verräter (Mk 14,10-11; Lk 22,3-6)

14 Darauf ging Judas Iskariot, einer aus dem Kreis der Zwölf, zu den führenden Priestern

15 und sagte: »Was gebt ihr mir, wenn ich ihn euch in die Hände spiele?« Sie zahlten ihm dreißig Silberstücke.

16 Von da an suchte Judas eine günstige Gelegenheit, Jesus zu verraten.

Vorbereitungen zum Passamahl (Mk 14,12-16; Lk 22,7-13)

17 Am ersten Tag der Festwoche, während der ungesäuertes Brot gegessen wird, kamen die Jünger zu Jesus und fragten: »Wo sollen wir für dich das Passamahl vorbereiten?«

18 Er antwortete: »Geht zu einem Mann in der Stadt – er nannte ihnen den Namen – und richtet ihm aus: ›Unser Lehrer sagt: Die Stunde meines Todes ist nah. Bei dir will ich mit meinen Jüngern das Passamahl feiern.‹«

19 Die Jünger taten, was Jesus ihnen aufgetragen hatte, und bereiteten das Passamahl vor.

Jesus feiert mit den Zwölf das Abschiedsmahl (Mk 14,17-26; Lk 22,14-23)

20 Als es Abend geworden war, setzte sich Jesus mit den Zwölf zu Tisch.

21 Während der Mahlzeit sagte er: »Ich versichere euch: Einer von euch wird mich verraten.«

22 Sie waren bestürzt, und einer nach dem andern fragte ihn: »Du meinst doch nicht mich, Herr?«

23 Jesus antwortete: »Der soeben mit mir das Brot in die Schüssel getaucht hat, der ist es, der wird mich verraten.

24 Der Menschensohn muss zwar sterben, wie es in den Heiligen Schriften angekündigt ist. Aber wehe dem Menschen, der den Menschensohn verrät! Er wäre besser nie geboren worden!«

25 Da fragte Judas, der ihn verraten wollte: »Du meinst doch nicht etwa mich, Rabbi?« »Doch«, antwortete Jesus, »dich!«

26 Während der Mahlzeit nahm Jesus ein Brot, sprach das Segensgebet darüber, brach es in Stücke und gab es seinen Jüngern mit den Worten: »Nehmt und esst, das ist mein Leib!«

27 Dann nahm er den Becher, sprach darüber das Dankgebet, gab ihnen auch den und sagte: »Trinkt alle daraus;

28 das ist mein Blut, das für alle Menschen vergossen wird zur Vergebung ihrer Schuld. Mit ihm wird der Bund in Kraft gesetzt, den Gott jetzt mit den Menschen schließt.

29 Ich sage euch: Von jetzt an werde ich keinen Wein mehr trinken, bis ich ihn neu mit euch trinken werde, wenn mein Vater sein Werk vollendet hat!«

30 Dann sangen sie die Dankpsalmen und gingen hinaus zum Ölberg.

Jesus sagt das Versagen von Petrus voraus (Mk 14,27-31)

31 Unterwegs sagte Jesus zu ihnen: »Heute Nacht werdet ihr alle an mir irrewerden, denn es heißt: ›Ich werde den Hirten töten und die Schafe der Herde werden auseinanderlaufen.‹

32 Aber wenn ich vom Tod auferweckt worden bin, werde ich euch vorausgehen nach Galiläa.«

33 Petrus widersprach ihm: »Selbst wenn alle andern an dir irrewerden – ich niemals!«

34 Jesus antwortete: »Ich versichere dir: In dieser Nacht, bevor der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen und behaupten, dass du mich nicht kennst.«

35 Da sagte Petrus: »Und wenn ich mit dir sterben müsste, ich werde dich ganz bestimmt nicht verleugnen!« Das Gleiche sagten auch alle anderen Jünger.

Jesus betet im Garten Getsemani (Mk 14,32-42; Lk 22,39-46)

36 Dann kam Jesus mit seinen Jüngern zu einem Grundstück, das Getsemani hieß. Er sagte zu ihnen: »Setzt euch hier! Ich gehe dort hinüber, um zu beten.«

37 Petrus und die beiden Söhne von Zebedäus nahm er mit. Angst und tiefe Traurigkeit befielen ihn,

38 und er sagte zu ihnen: »Ich bin so bedrückt, ich bin mit meiner Kraft am Ende. Bleibt hier und wacht mit mir!«

39 Dann ging er noch ein paar Schritte weiter, warf sich nieder, das Gesicht zur Erde, und betete: »Mein Vater, wenn es möglich ist, erspare es mir, diesen Kelch trinken zu müssen! Aber es soll geschehen, was du willst, nicht was ich will.«

40 Dann kehrte er zu den Jüngern zurück und sah, dass sie eingeschlafen waren. Da sagte er zu Petrus: »Konntet ihr nicht eine einzige Stunde mit mir wach bleiben?

41 Bleibt wach und betet, damit ihr in der kommenden Prüfung nicht versagt. Der Geist in euch ist willig, aber eure menschliche Natur ist schwach.«

42 Noch einmal ging Jesus weg und betete: »Mein Vater, wenn es nicht anders sein kann und ich diesen Kelch trinken muss, dann geschehe dein Wille!«

43 Als er zurückkam, schliefen sie wieder; die Augen waren ihnen zugefallen.

44 Zum dritten Mal ging Jesus ein Stück weit weg und betete noch einmal mit den gleichen Worten.

45 Als er dann zu den Jüngern zurückkam, sagte er: »Schlaft ihr denn immer noch und ruht euch aus? Die Stunde ist da; jetzt wird der Menschensohn an die Menschen, die Sünder, ausgeliefert.

46 Steht auf, wir wollen gehen. Er ist schon da, der mich verrät!«

Jesus wird verhaftet (Mk 14,43-50; Lk 22,47-53; Joh 18,3-12)

47 Noch während Jesus das sagte, kam Judas, einer der Zwölf, mit einem großen Trupp von Männern, die mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet waren. Sie waren von den führenden Priestern und den Ältesten des Volkes geschickt worden.

48 Der Verräter hatte mit ihnen ein Erkennungszeichen ausgemacht: »Wem ich einen Begrüßungskuss gebe, der ist es. Den nehmt fest!«

49 Judas ging sogleich auf Jesus zu und sagte: »Sei gegrüßt, Rabbi!«, und er küsste ihn so, dass alle es sehen konnten.

50 Jesus sagte zu ihm: »Freund, komm zur Sache!« Darauf traten die Bewaffneten heran, packten Jesus und nahmen ihn fest.

51 Einer von den Jüngern zog sein Schwert, hieb auf den Bevollmächtigten des Obersten Priesters ein und schlug ihm ein Ohr ab.

52 Aber Jesus befahl ihm: »Steck dein Schwert weg; denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen.

53 Weißt du nicht, dass ich nur meinen Vater um Hilfe zu bitten brauche, und er schickt mir sofort mehr als zwölf Legionen Engel?

54 Aber wie soll sich dann erfüllen, was in den Heiligen Schriften angekündigt ist? Es muss doch so kommen!«

55 In jener Stunde sagte Jesus zu denen, die ihn festgenommen hatten: »Warum rückt ihr hier mit Schwertern und Knüppeln an, um mich gefangen zu nehmen? Bin ich denn ein Verbrecher? Täglich saß ich im Tempel und lehrte die Menschen; da habt ihr mich nicht festgenommen.

56 Aber das alles ist so gekommen, damit in Erfüllung geht, was die Propheten in ihren Schriften angekündigt haben.« Da verließen ihn alle seine Jünger und flohen.

Jesus vor dem jüdischen Rat (Mk 14,53-65; Lk 22,54-55. 63-71; Joh 18,12-14. 19-24)

57 Die Männer, die Jesus verhaftet hatten, brachten ihn zum Obersten Priester Kajaphas, wo schon die Gesetzeslehrer und Ratsältesten versammelt waren.

58 Petrus folgte Jesus in weitem Abstand und kam bis in den Innenhof des Palastes. Dort setzte er sich zu den Dienern, um zu sehen, wie die Sache ausgehen würde.

59 Die führenden Priester und der ganze Rat versuchten, Jesus durch falsche Zeugenaussagen zu belasten, damit sie ihn zum Tod verurteilen könnten.

60 Aber das gelang nicht, obwohl eine ganze Reihe von Zeugen auftrat. Schließlich kamen zwei

61 und sagten: »Dieser Mann hat behauptet: ›Ich kann den Tempel Gottes niederreißen und ihn in drei Tagen wieder aufbauen!‹«

62 Da stand der Oberste Priester auf und fragte Jesus: »Hast du nichts zu sagen zu dem, was diese beiden gegen dich vorbringen?«

63 Aber Jesus schwieg. Der Oberste Priester sagte: »Ich nehme von dir einen Eid bei dem lebendigen Gott und fordere dich auf, uns zu sagen: Bist du Christus, der versprochene Retter, der Sohn Gottes?«

64 Jesus antwortete: »Ja! Aber ich sage euch, von jetzt an gilt: Ihr werdet den Menschensohn sehen, wie er an der rechten Seite des Allmächtigen sitzt und auf den Wolken des Himmels kommt!«

65 Da zerriss der Oberste Priester sein Gewand und sagte: »Das ist eine Gotteslästerung! Was brauchen wir noch Zeugen? Ihr habt es selbst gehört, wie er Gott beleidigt hat.

66 Wie lautet euer Urteil?« »Er hat den Tod verdient!«, riefen sie.

67 Dann spuckten sie ihm ins Gesicht und schlugen ihn mit Fäusten. Andere gaben ihm Ohrfeigen

68 und höhnten: »He, Christus, du versprochener Retter, du bist doch ein Prophet! Sag uns: Wie heißt der, der dich gerade schlug?«

Petrus verleugnet Jesus (Mk 14,66-72; Lk 22,56-62; Joh 18,15-18. 25-27)

69 Petrus saß noch immer draußen im Hof, als eine Dienerin auf ihn zukam und sagte: »Du warst doch auch mit Jesus aus Galiläa zusammen!«

70 Petrus stritt es vor allen Leuten ab und sagte: »Ich weiß nicht, wovon du redest!«

71 Dann ging er in die Torhalle hinaus. Dort sah ihn eine andere Dienerin und sagte zu denen, die herumstanden: »Der da war mit Jesus aus Nazaret zusammen!«

72 Und wieder stritt Petrus es ab und schwor: »Ich kenne den Mann überhaupt nicht!«

73 Kurz darauf traten die Umstehenden zu Petrus und sagten: »Natürlich gehörst du zu denen. Das merkt man doch schon an deiner Aussprache!«

74 Petrus aber schwor: »Gott soll mich strafen, wenn ich lüge! Ich kenne den Mann nicht!« In diesem Augenblick krähte ein Hahn,

75 und Petrus erinnerte sich daran, dass Jesus zu ihm gesagt hatte: »Bevor der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen und behaupten, dass du mich nicht kennst.« Da ging er hinaus und begann, bitter zu weinen.

Videos zu Matthäus 26 (ELB, GNB)