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Einheitsübersetzung

Einheitsübersetzung 2016

ZWEITES LIED: 2,1–22

1 Weh, mit seinem Zorn umwölkt / der Herr die Tochter Zion! Er schleuderte vom Himmel zur Erde / die Pracht Israels. Nicht dachte er an den Schemel seiner Füße / am Tag seines Zornes.

2 Schonungslos hat der Herr vernichtet / alle Fluren Jakobs, niedergerissen in seinem Grimm / die Bollwerke der Tochter Juda, zu Boden gestreckt, entweiht / das Königtum und seine Fürsten.

3 Abgehauen hat er in Zornesglut / jedes Horn in Israel. Er zog seine Rechte zurück / angesichts des Feindes und brannte in Jakob wie flammendes Feuer, / ringsum alles verzehrend.

4 Er spannte den Bogen wie ein Feind, / stand da - seine Rechte erhoben wie ein Bedränger. Er erschlug alles, / was das Auge erfreut. Im Zelt der Tochter Zion / goss er seinen Zorn aus wie Feuer.

5 Wie ein Feind ist geworden der Herr, / Israel hat er vernichtet. Vernichtet hat er alle Paläste, / zerstört seine Burgen. Auf die Tochter Juda hat er gehäuft / Jammer über Jammer.

6 Er zertrat wie einen Garten seine Wohnstatt, / zerstörte seinen Festort. Vergessen ließ der HERR auf Zion / Festtag und Sabbat. In glühendem Zorn verwarf er / König und Priester.

7 Seinen Altar hat der Herr verschmäht, / verworfen sein Heiligtum, ausgeliefert in die Hand des Feindes / die Mauern von Zions Palästen. Man lärmte im Haus des HERRN / wie an einem Festtag.

8 Zu schleifen plante der HERR / die Mauer der Tochter Zion. Er spannte die Messschnur und zog nicht zurück / seine Hand vom Vernichten. Trauern ließ er Wall und Mauer; / miteinander sanken sie nieder.

9 In den Boden sanken ihre Tore, / ihre Riegel hat er zerstört und zerbrochen. Ihr König und ihre Fürsten sind unter den Völkern, / keine Weisung ist da, auch ihre Propheten erhalten / keine Vision mehr vom HERRN.

10 Am Boden sitzen, verstummt, / die Ältesten der Tochter Zion, streuen sich Staub aufs Haupt, / legen Trauerkleider an. Zu Boden senken den Kopf / die Mädchen von Jerusalem.

11 Meine Augen ermatten vor Tränen, / mein Inneres glüht, meine Leber ist zu Boden geschüttet / wegen des Zusammenbruches der Tochter, meines Volkes, da Kind und Säugling verschmachten / auf den Plätzen der Stadt.

12 Sie sagen zu ihren Müttern: / Wo ist Brot und Wein?, da sie wie tödlich verwundet verschmachten / auf den Plätzen der Stadt, da ihr Leben ausgeschüttet ist / auf dem Schoß ihrer Mütter.

13 Wie soll ich dir zureden, was dir gleichsetzen, / Tochter Jerusalem? Womit kann ich dich vergleichen, wie dich trösten, / Jungfrau, Tochter Zion? Ja, dein Zusammenbruch ist groß wie das Meer, / wer kann dich heilen?

14 Deine Propheten schauten dir / Lug und Trug. Deine Schuld haben sie nicht aufgedeckt, / um dein Schicksal zu wenden. Sie schauten dir als Prophetenworte / nur Trug und Verführung.

15 Über dich klatschen in die Hände / alle, die des Weges ziehen. Sie pfeifen und schütteln den Kopf / über die Tochter Jerusalem: Ist das die Stadt, die man nannte: / Krone der Schönheit, Entzücken der ganzen Welt?

16 Über dich reißen ihr Maul auf / all deine Feinde. Sie pfeifen und fletschen die Zähne, / sie sprechen: Wir haben sie vernichtet. Das ist der Tag, auf den wir hofften. / Wir haben ihn erreicht und gesehen.

17 Getan hat der HERR, was er geplant, / seinen Drohspruch vollzogen, den er seit alters verkündet hat. / Schonungslos hat er niedergerissen. Den Feind ließ er über dich jubeln, / richtete auf die Macht deiner Bedränger.

18 Ihr Herz schreit laut zum Herrn. / Mauer der Tochter Zion, lass fließen wie einen Bach die Tränen / Tag und Nacht! Niemals gewähre dir Ruhe, / nie lass deinen Augapfel rasten!

19 Steh auf, klage bei Nacht, / zu jeder Nachtwache Anfang! Schütte aus wie Wasser dein Herz / vor dem Angesicht des Herrn! Erhebe zu ihm die Hände / für deiner Kinder Leben, die vor Hunger verschmachten / an den Ecken aller Straßen!

20 HERR, sieh doch und schau: / Wem hast du solches getan? Dürfen Frauen ihre Leibesfrucht essen, / die sorgsam gehegten Kinder? Dürfen im Heiligtum des Herrn / Priester und Prophet erschlagen werden?

21 Am Boden liegen in den Gassen / Kind und Greis. Meine Mädchen und jungen Männer / fielen unter dem Schwert. Du hast sie erschlagen am Tag deines Zorns, / schonungslos geschlachtet.

22 Wie zum Festtag hast du von ringsum gerufen, / wovor mir graut. Am Zorntag des HERRN gab es keinen, / der entkam und entrann. Die ich hegte und großzog, / mein Feind hat sie vernichtet.

Gute Nachricht Bibel

Gute Nachricht Bibel 2018

Gott hat wie ein Feind gehandelt

1 Ach, der Zorn des Herrn liegt auf der Zionsstadt wie eine schwere, dunkle Wolke. Jerusalem, die Zierde Israels, hat er vom Himmel auf die Erde gestürzt. An seinem Gerichtstag nahm er keine Rücksicht darauf, dass Zion der Fußschemel seines Thrones war.

2 Die Dörfer und Felder Israels hat er schonungslos vernichtet. Alle befestigten Städte in Juda hat er zornig niedergerissen. Dem Königreich und seinen Fürsten hat er ein schändliches Ende bereitet.

3 In seinem Zorn hat er alles zerschlagen, wodurch Israel stark und mächtig war. Im Augenblick, als die Feinde kamen, zog er die schützende Hand von uns zurück. Er setzte Israel in Flammen wie ein Feuer, das nach allen Seiten frisst.

4 Wie ein Feind hielt er den Bogen gespannt, seine rechte Hand bereit zum Schuss; so tötete er unsere blühende Jugend, die ganze Freude unserer Augen. Er goss seinen Zorn wie einen Feuerstrom über das Heiligtum der Zionsgemeinde.

5 Der HERR hat uns behandelt wie ein Feind, er hat Israel ganz vernichtet; die schönen Paläste hat er zerstört, die starken Burgen in Trümmer gelegt. Nur noch seufzen und stöhnen kann das Volk von Juda.

6 Er zertrat sein eigenes Land, den blühenden Garten, seine Stadt, in der er wohnen wollte, die Stätte, an der wir zu ihm kamen; sein Volk ließ er Festtag und Sabbat vergessen. In seinem schrecklichen, glühenden Zorn verstieß er den König und die Priester.

7 Von seinem Altar wollte er nichts wissen, sein Heiligtum sah er mit Abscheu. Die Mauern und Türme der Zionsstadt übergab er in die Gewalt der Feinde. In seinem Tempel jubelten die Fremden, so wie wir es früher taten bei unseren Festen.

8 Es war die erklärte Absicht des HERRN, die Mauern Jerusalems niederzureißen. Er wollte sie bis auf den Grund zertrümmern und hörte nicht auf, bis alles zerstört war. Wall und Mauer lässt er trauern, denn beide sind zu Schutt geworden.

9 Die Tore sind in die Erde versunken, ihre festen Riegel schlug er in Stücke. König und Fürsten sind in der Fremde, von den Priestern kommt keine Weisung mehr; auch die Propheten haben nichts zu sagen, weil der HERR ihnen keine Botschaft mehr gibt.

10 Die erfahrenen Männer der Zionsstadt sitzen trauernd am Boden und schweigen; sie haben sich Erde auf den Kopf gestreut und den Sack um die Hüften gelegt. Die jungen Mädchen von Jerusalem lassen bekümmert die Köpfe hängen.

11 Von Tränen sind meine Augen ganz blind, es brennt und tobt in meinen Eingeweiden, Schmerz und Verzweiflung brechen aus mir heraus; denn ich sah, wie mein Volk zugrunde ging. Kinder und Säuglinge sah ich verschmachten, draußen auf den Straßen der Stadt.

12 Gequält von Hunger und Durst schrien sie laut nach ihren Müttern. Wie Verwundete brachen sie zusammen, draußen auf den Straßen der Stadt, und in den Armen ihrer Mütter taten sie den letzten Atemzug.

13 Jerusalem, du geliebte Stadt, ich weiß nicht, was ich dir sagen soll! Mit welchem Schicksal soll ich deins vergleichen, um dich zu trösten, du Jungfrau Zion! Dein Schaden ist unermesslich wie das Meer! Kann dich noch jemand heilen?

14 Was deine Propheten dir als Zukunft ankündigten, waren nur schöne, bunte Träume. Deine Schuld haben sie nicht aufgedeckt, sonst hätten sie noch alles zum Guten wenden können. Mit ihren leeren Prophetensprüchen haben sie dich betrogen und verführt.

15 Alle, die an dir vorüberkommen, klatschen schadenfroh in die Hände. Sie spotten und schütteln ihre Köpfe über die Trümmer Jerusalems: »Ist das die Stadt, die viel gerühmte, die Krone der Schönheit, die Freude der Welt?«

16 Deine Feinde überschütteten dich mit Hohn, weit rissen sie ihre Mäuler auf, sie zischten und zeigten dir drohend die Zähne. »Die haben wir erledigt!«, sagten sie. »Endlich ist der Tag gekommen, auf den wir so lange gewartet haben!«

17 Der HERR hat seine Pläne ausgeführt, er hat seine Drohungen wahr gemacht. Seit Langem hatte er es angekündigt, nun hat er dich schonungslos zertrümmert. Er ließ die Macht der Feinde triumphieren, sie durften sich über dein Unglück freuen.

18 Jerusalem, lass deine Mauern schreien, sie sollen zum Herrn um Erbarmen rufen! Lass deine Tränen fließen wie Bäche, unaufhörlich, bei Tag und bei Nacht! Gönne dir keine Ruhepause, lass deine Augen nicht trocken werden!

19 Steh immer wieder auf in der Nacht und bring deine Klage vor den Herrn! Geh und suche seine Nähe, schütte dein ganzes Herz bei ihm aus! Streck ihm deine Hände entgegen; flehe ihn an für deine Kinder, die vor Hunger zusammenbrechen, draußen an allen Straßenecken!

20 »Sieh doch, HERR, schau her zu mir! Bedenke, wem du das alles antust! Sollten Mütter ihre Kinder essen, die Kleinen, die sie auf Händen trugen? Durfte man Priester und Propheten töten, sogar in deinem Heiligtum?

21 Hingestreckt in den Staub der Gassen liegen Kinder und alte Leute; meine Mädchen und jungen Männer sind dem Schwert zum Opfer gefallen. Am Tag, an dem dein Zorn mich traf, hast du sie mitleidslos hingeschlachtet.

22 Alle Schrecken, die mich überfielen, riefst du wie zu einem Fest zusammen. An jenem Tag, HERR, als dein Zorn losbrach, blieb niemand verschont, ist keiner entkommen. Die Kinder, die ich aufzog und umsorgte – der Feind hat sie alle ausgelöscht.«

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