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Schöningh’sche Bibel

Feldzug des Bakchides gegen Jerusalem

1 Im Jahr 151 entkam Demetrius, der Sohn des Seleukus, aus Rom. Mit geringer Begleitung kam er in eine Stadt am Meer und trat dort als König auf.

2 Als er dann in die Residenz seiner Väter einzog, ergriffen die Kriegsleute Antiochus und Lysias, um sie ihm vorzuführen.

3 Die Sache ward ihm kund, und er sprach: „lasst mich ihr Angesicht nicht sehen!“

4 Da wurden sie von den Kriegsleuten umgebracht, und Demetrius bestieg den Thron seines Reiches.

5 Nun kamen alle abtrünnigen und gottlosen Männer aus Israel zu ihm, an ihrer Spitze Alkimus, der Hoherpriester werden wollte.

6 Sie verklagten das Volk beim König und sprachen: „Judas und seine Brüder haben alle deine Freunde ums Leben gebracht und uns aus unserem Land vertrieben.

7 Entsende daher einen Vertrauensmann! Er soll hinziehen und sich das ganze Unheil ansehen, das jener uns und dem Land des Königs zugefügt hat. Er bestrafe sie samt allen ihren Helfershelfern!“

8 Der König wählte aus seinen Freunden Bakchides, der jenseits des Stromes befehligte, im Reich angesehen und dem König treu ergeben war.

9 Diesen entsandte er nebst dem gottlosen Alkimus, dem er das Hohepriestertum zusicherte, und befahl ihm, an den Israeliten Rache zu nehmen.

Bakchides in Judäa

10 Sie brachen auf und rückten mit starker Heeresmacht ins Land Juda ein. Nun sandten sie Boten an Judas und seine Brüder mit friedlichen Worten, doch voll Hinterlist.

11 Indes schenkten diese ihren Worten kein Gehör. Denn sie sahen, dass jene mit großer Heeresmacht gekommen waren.

12 Bei Alkimus und Bakchides versammelte sich eine Schar von Schriftgelehrten, um eine gerechte Lösung zu suchen.

13 Die ersten von den Söhnen Israels, die für den Frieden eintraten, waren die Hasidäer.

14 Denn sie dachten: „Mit den Truppen ist ein Priester aus Aarons Geschlecht gekommen. Der wird uns nicht hintergehen wollen.“

15 Und er redete mit ihnen friedliche Worte und schwur ihnen: „Wir wollen euch und euren Freunden kein Leid antun.“

16 Sie glaubten ihm. Doch er ließ 60 Mann von ihnen festnehmen und an einem Tag hinrichten, wie geschrieben steht:

17 „Deiner Heiligen Blut haben sie rings um Jerusalem vergossen, ihre Leiber zerstreut. Keinen gab es, der sie begrub.“

18 Da erfaßte Furcht und Schrecken das ganze Volk. Man sagte: „Bei diesen gibt es keine Treue und Gerechtigkeit. Denn sie haben das Versprechen und den Eid gebrochen, den sie geschworen hatten.“

19 Bakchides brach von Jerusalem auf und lagerte sich bei Bet-Sajit. Er ließ viele von denen, die ihm abtrünnig geworden waren, sowie noch einige andere aus dem Volk ergreifen, töten und in die große Zisterne werfen.

20 Dann übergab er das Land dem Alkimus und ließ ihm zur Unterstützung eine Streitmacht zurück. Hierauf zog Bakchides zum König.

21 Alkimus aber kämpfte um das Hohepriestertum.

22 Um ihn sammelten sich alle, die ihr eigenes Volk bedrängten. Sie bemächtigten sich des Landes Juda und richteten großes Unheil in Israel an.

23 Als Judas all das Unheil sah, dass Alkimus und seine Anhänger unter den Söhnen Israels anrichteten, noch schlimmer als die Heiden,

24 durchzog er das ganze Gebiet von Judäa ringsum und nahm Rache an den Abtrünnigen. So hörten diese auf, das Land zu durchstreifen.

25 Als nun Alkimus wahrnahm, dass Judas und seine Anhänger so mächtig waren, und einsah, dass er ihnen nicht standhalten konnte, kehrte er zum König zurück und klagte sie schlimmer Dinge an.

Feldzug des Nikanor

26 Alsdann entsandte der König den Nikanor, einen seiner vorzüglichsten Feldherren, einen Feind und Hasser Israels, und gab ihm den Auftrag, das Volk zu vernichten.

27 Nikanor rückte mit einem großen Heer nach Jerusalem. Er sandte an Judas und seine Brüder hinterlistigerweise eine Friedensbotschaft und ließ sagen:

28 „Es soll kein Streit sein zwischen mir und euch! Ich komme mit wenigen Leuten, um friedlich mit euch zu verhandeln.“

29 So kam er zu Judas, und sie begrüßten einander friedlich. Aber die Feinde standen bereit, Judas zu entführen.

30 Judas aber merkte, dass jener arglistig zu ihm gekommen sei. So mied er ihn und wollte ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen.

31 Nikanor sah seinen Anschlag entdeckt und zog nach Kafar-Salama, um gegen Judas zu kämpfen.

32 Von Nikanors Leute fielen gegen 500 Mann, die anderen flohen in die Davidsstadt.

33 Hierauf begab sich Nikanor auf den Berg Zion. Da kamen einige Priester aus dem Heiligtum sowie Älteste des Volkes, um ihn freundlich zu begrüßen und ihm das Brandopfer zu zeigen, das für den König dargebracht wurde.

34 Er aber verhöhnte und verlachte sie, ja, er entehrte sie tätlich, führte hochfahrende Reden

35 und schwur in seinem Ingrimm: „Wenn Judas und sein Heer mir nicht sofort ausgeliefert wird, so verbrenne ich nach meiner siegreichen Rückkehr dieses Haus.“ Voll Zorn ging er von dannen.

36 Da gingen die Priester hinein, traten vor den Altar und das Tempelhaus hin, weinten und sprachen:

37 „Du, Herr, hast dieses Haus erwählt, dass es deinen Namen trage, und dass es für dein Volk ein Haus des Betens und Flehens sei.

38 Nimm Rache an diesem Menschen und an seinem Heer, dass sie dem Schwert zum Opfer fallen! Gedenke ihrer Lästerungen und laß sie nimmer bestehen!“

39 Nikanor zog von Jerusalem ab und lagerte sich bei Bet-Horon. Hier stieß ein syrisches Heer zu ihm.

40 Judas lagerte sich mit 3.000 Mann bei Hadascha.

41 Da betete Judas: „Die Gesandten des Assyrerkönigs stießen einst Lästerungen aus. Aber dein Engel ging aus und schlug von ihnen 185.000 Mann.

42 Vernichte heute dieses Heer vor uns, damit die übrigen erkennen, wie lästerlich er gegen dein Heiligtum geredet hat! Richte ihn, wie seine Bosheit es verdient hat!“

Nikanors Tod

43 Am 13. Adar stießen die Heere zusammen. Nikanors Heer wurde geschlagen, und er selbst fiel zuerst im Kampf.

44 Als Nikanors Heer sah, dass er gefallen war, warfen sie ihre Waffen weg und flohen.

45 Die anderen verfolgten sie eine Tagereise weit von Hadascha bis in die Nähe von Geser und bliesen hinter ihnen her mit ihren Lärmtrompeten.

46 Da kamen die Leute aus allen Dörfern Judäas ringsum heraus und umzingelten sie. Zwar wandten sich diese zur Abwehr, fielen aber durchs Schwert. Kein einziger von ihnen blieb übrig.

47 Dann nahmen sie die Beute und den Raub und schlugen Nikanor das Haupt und die rechte Hand ab, die er frevelnd ausgestreckt hatte; die brachten sie nach Jerusalem und hängten sie dort auf.

48 Das Volk war voller Freude und feierte jenen Tag als einen großen Freudentag.

49 Zugleich setzte man die jährliche Gedenkfeier dieses Tages für den 13. Adar fest.

50 Das Land Juda hatte für kurze Zeit Ruhe.

Videos zu 1. Makkabäer 7,37 (SCH)