"Es gibt Fragen, die nur durch den gekreuzigten Christus zu beantworten sind, durch den Menschen, in dem unser Leid an das Herz Gottes, an die ewige Liebe rührt." Papst Benedikt XVI. war der erste deutsche Papst seit 1523. Als Kardinal Joseph Aloisius Ratzinger am 19. April 2005 zum Oberhaupt der Katholischen Kirche gewählt wurde, war es eine Sensation. Ebenso eine Sensation war das Ende seines Pontifikats. Er war erst der zweite Papst, der jemals von seinem Amt freiwillig zurücktrat. Als er an einem Karsamstag, dem 16. April 1927, in Marktl geboren und am gleichen Tag getauft wurde, hätte wohl keiner vermutet, dass aus dem kleinen Joseph einmal einer der einflussreichsten Kardinäle und sogar ein Papst werden würde. Wenngleich er sich auch als Papst als brillanter Denker und Deuter profilierte, lagen ihm die diplomatischen und außenpolitischen Pflichten des Amtes weniger. Mit voranschreitendem Alter sah sich Benedikt XVI. immer weniger in der Lage, das Papstamt so auszufüllen, wie er es sich vorstellte. Am 28. Februar 2013 beendete er sein Pontifikat. Als emeritierter Papst lebte er bis zu seinem Tod zurückgezogen im Kloster "Mater Ecclesiae" in den Vatikanischen Gärten. Am 31.12.2022 ist der große deutsche Kirchenmann verstorben.
Viele Menschen haben vom großen Wissens-Schatz der jüdischen Religionswissenschaftlerin und Historikerin profitiert. Nun ist Ruth Lapide am 30.08.2022 im Alter von 93 Jahren gestorben. Ruth Lapide wurde 1929 in Burghaslach in Franken geboren. Nach einer schweren Kindheit während der Nazizeit gelang ihrer Familie die Flucht nach Palästina. An der Hebräischen Universität Jerusalem studierte sie Politikwissenschaft, Geschichte und Judaistik. Die Entstehung des Christentums innerhalb des Judentums bildete dabei einen speziellen Studienschwerpunkt. Ruth Lapide setzte sich mit ihrem Ehemann Pinchas Lapide für die Versöhnung zwischen Juden und Christen ein. Zusammen mit ihm veröffentlichte sie mehr als 40 religionsphilosophische ubd historische Bücher. Auch die Verständigung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel sowie die Annäherung der drei großen monotheistischen Religionen waren ihr stets wichtige Anliegen. Nicht nur als Autorin und im Fernsehen, vor allem als Lehrbeauftragte hat Ruth Lapide ihr Wissen über viele Jahre hinweg an unzählige Menschen weitergegeben. Für ihr Engagement hat die Historikerin viel Anerkennung erhalten. Im Jahr 2000 bekam Lapide, die in Frankfurt am Main lebte, das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Drei Jahre später wurde sie mit dem Hessischen Verdienstorden am Bande geehrt. 2008 wurde ihr die Ehrendoktorwürde der evangelischen Augustana-Hochschule Neuendettelsau überreicht. 2012 verlieh ihr das Land Hessen den Ehrentitel "Professorin" und 2015 erhielt sie die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt. Alle Auszeichnungen sind ein Ausdruck ihres unermüdlichen Einsatzes für das Ziel, dem sie ihr Leben lang treu blieb: der Versöhnung von Christen und Juden.