"Er muss einen Engel im Kopf haben" / Bibel TV zum 25. Todestag von Marc Chagall

„Einen Lithographiestein anfassend glaubte ich, einen Talisman zu berühren. Es schien mir, als könnte ich all meine Traurigkeit, all meine Freude, mein ganzes Leben hineinlegen“ umschrieb Marc Chagall einst sein Schaffen. Der kommende Sonntag ist der 25. Todestag des in Deutschland bekanntesten internationalen Künstlers neben Picasso. Anlass für den Hamburger Fernsehsender Bibel TV in seiner Reihe „Kunst & Werke“ über den „farbenklecksenden Brüllaffen“, wie Chagall von den Nazis diffamiert wurde, zu berichten.
Dabei ist es dem christlichen Familiensender Bibel TV gelungen, drei Chagall-Experten für Interviews zu gewinnen. Sven Findeisen steht Moderatorin Stephanie Bußmann Rede und Antwort. Henning Röhl, Bibel TV Geschäftsführer, spricht im Studio mit Ruth Lapide und Manfred Schweiker über Marc Chagall, dem Künstler jüdischer Herkunft, der 1941 in die USA emigrieren musste. Nach dem Naziregime betrat er nie wieder deutschen Boden, verarbeitete dafür aber intensiv das Thema Holocaust. „Gott, die Perspektive, die Farbe, die Bibel, Form und Linien, Traditionen und das, was man ‚das Menschliche’ nennt – Liebe, Geborgenheit, Familie, Schule, Erziehung, das Wort der Propheten und auch das Leben mit Christus, all das ist aus den Fugen gegangen. Vielleicht war auch ich mitunter von Zweifeln besessen, und dann malte ich eine umgestülpte Welt, ich trennte die Köpfe meiner Figuren ab, zerlegte sie in Stücke und ließ sie irgendwo im Raum meiner Bilder schweben." (Marc Chagall aus "Mein Leben")
Insbesondere Christen haben sich immer wieder mit Marc Chagall beschäftigt. So auch Pfarrer Sven Findeisen, Autor des Buches „Marc Chagall – Maler des Unsichtbaren“. Er schildert im Interview auf Bibel TV seinen Weg zum Werk Chagalls und gibt eine intensive Beschreibung zum Bild „Die weiße Kreuzigung“, eine von über 100 Darstellungen des Gekreuzigten. „Chagall, so hört man, hat dieses Bild 14 Tage nach der sogenannten Kristallnacht 1938 gemalt“. 30 Jahre Auseinandersetzung mit Chagall haben Findeisen „geheilt von dem, was wir in unserer Kultur als Denken verstehen. Chagalls Verwurzelung im Judentum ist sehr heilsam für uns Christen, die wir leicht ins Spirituelle abdriften und nicht mit beiden Beinen auf der Erde stehen“.
Professorin Ruth Lapide hatte des Öfteren Marc Chagall bei sich zu Hause in Israel zu Gast. Die gebürtige Deutsche, in Israel aufgewachsene und jetzt in Frankfurt am Main wohnhafte Chagall-Expertin weiß: „Er hat gern viel Lustiges erzählt und war völlig auf seine Kunst konzentriert.“ Im Gespräch mit Henning Röhl weist Kunstkenner Manfred Schweiker darauf hin, dass „auch Picasso Chagall sehr geschätzt hat. Der sagte, Chagall muss einen Engel im Kopf haben, der ihm das eingibt, dass solche Farben und Ideen auf das Papier und die Leinwand kommen.“
„Ein unbewusst bewusster Maler – Marc Chagall“ auf Bibel TV am Sonntag, 28. März, 15.00 Uhr, Montag, 29. März, 20.20 Uhr und Sonntag, 4. April, 10.00 Uhr.