Was ist der Heilige Geist? - Einfach erklärt

Was oder wer verbirgt sich hinter dem Heiligen Geist? Ist er genauso Gott wie der Vater und der Sohn? Oder ist der Heilige Geist einfach eine Kraft oder sogar nur als Symbol zu verstehen?

Beim Stichwort „Geist“ gehen die Gedanken meist in zwei Richtungen: Manche denken an Geister, Gespenster, unheimliche Wesen, wie man sie aus Spukgeschichten kennt – andere eher an eine unsichtbare Kraft, ein Energiefeld oder auch den menschlichen Verstand.

In beiden Vorstellungen steckt ein Körnchen Wahrheit, aber der Heilige Geist ist laut Bibel doch etwas ganz anderes: Es ist Gott selbst, eine Person der göttlichen Dreieinigkeit. Der Heilige Geist gleicht deshalb dem Vater und dem Sohn in seinem Wesen – er ist Liebe, Wahrheit, Güte, Gerechtigkeit, allmächtig und vollkommen. Er unterscheidet sich von Vater und Sohn nur darin, wie er in der Welt wirkt.

Gott ist in der Welt aktiv

Der Theologe Wayne Grudem definiert das Wirken des Heiligen Geistes so: „Das Werk des Heiligen Geistes ist es, die aktive Gegenwart Gottes in der Welt, und zwar insbesondere in der Kirche, zu offenbaren.“

Soweit eine ganz kurze Definition. Aber wie beschreibt die Bibel den Heiligen Geist? 

Der „Geist Gottes“, im Neuen Testament auch „Heiliger Geist“ genannt, spielt von den ersten Seiten der Bibel eine wichtige Rolle. Das hebräische Wort für Geist („Ruach“) bedeutet eigentlich „Wind, Hauch“. Gemeint ist damit zunächst die grundlegende Lebenskraft, die Gott in die Schöpfung gibt und die er seinen Geschöpfen verleiht.

Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser. (1. Mo 1,2; vgl. Jes 32,15).

In den Berichten des Alten Testaments wird deutlich: Vom Geist Gottes gehen auch besondere Wirkungen auf bestimmte Menschen aus: Er kommt über einen Menschen und treibt ihn zu einer bestimmten Tat (Ri 3,10; 13,25). Er beseelt ganze Gruppen von Propheten (1. Sam 10,10–12) und kann einen Propheten ganz real an einen anderen Ort versetzen (1. Kön 18,12; vgl. Hes 8,3). Wenn der Geist Gottes ständig auf einem Menschen ruht wie auf dem König David (1. Sam 16,13) oder einer prophetischen Gestalt, ist dies das Zeichen einer besonderen Verbundenheit mit Gott und Beauftragung durch ihn.

Siehe, das ist mein Knecht, den ich halte, und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen. (Jes 42,1; vgl.Jes 61,1)

Das AT berichtet vom besonderen Wirken des Geistes an einzelnen Menschen. Doch schon die israelitische Propheten haben für die Zukunft eine Ausgießung des Gottesgeistes über das ganze Volk vorausgesagt (Hes 36,27; Joel 3). Auch Jesus kündigt während seines Lebens auf der Erde einen „Beistand“ an, der ihm nachfolgen wird. Das griechische Wort „Paraklet“ kann auch als „Tröster“ und „Fürsprecher“ übersetzt werden – und deutet schon an, wie vielfältig die Wirkungen des Heiligen Geistes sind.

Jesus sagte: Der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. (Joh 14,26)

Wie Jesus den Heiligen Geist beschreibt

In der „Abschiedsrede“ an seine Jünger geht Jesus näher darauf ein, was der Geist tun wird und was sein Wesen ausmacht. Der Heilige Geist ...

... ist ein anderer Fürsprecher, der die Mission Jesu nach seiner Himmelfahrt weiterführt (Joh 14,16-17.26; 16,7-15).

 ... überführt oder verklagt die Welt in Bezug auf Sünde und Gericht (Johannes 16,8-9, Johannes 11), genau wie Jesus (Johannes 3,19-20; Johannes 8,46; Johannes 12,31)

 ... handelt nach der Erhöhung Jesu an seiner Stelle (Johannes 14,16; Johannes 16,10).

Diese Ankündigung von Jesus trifft nach seiner Himmelfahrt ein. Jesus war nicht nur selbst vom Geist Gottes erfüllt (Mk 1,10), sondern vermittelt diesen Geist allen, die mit ihm verbunden sind (Apg 2). 

Es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab. (Apg 2,3-4)

Mit der Taufe (z.T. auch der Handauflegung: Apg 8,17; Apg 19,6, siehe weiter unten) wird allen Glaubenden der Geist verliehen. Die Gabe des Geistes ist auch eine Garantie dafür, dass sie an der neuen Welt Gottes teilhaben.

In ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Rettung – in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, der verheißen ist, welcher ist das Unterpfand unsres Erbes, zu unsrer Erlösung, dass wir sein Eigentum würden zum Lob seiner Herrlichkeit (Eph 1,13–14).

Der Heilige Geist äußert sich in zahlreichen „Geistesgaben“ (Charismen) und gibt durch sie der Gemeinde Wachstum, Form und Halt (1. Kor 12;Eph 4,7–13). Mehr dazu weiter unten. Aber schon, dass jemand Christus als seinen Herrn erkennen und an ihn glauben kann, ist das Werk des Geistes.

Darum tue ich euch kund, dass niemand, der durch den Geist Gottes redet, sagt: Verflucht sei Jesus. Und niemand kann sagen: Jesus ist der Herr, außer durch den Heiligen Geist. (1. Kor 12,3)

Ist der Heilige Geist wirklich Gott?

Der Heilige Geist ermöglicht es Menschen, Jesus Christus als Gott zu bezeugen und ihn anzubeten (1. Kor 12,3; Phil 3,3; Eph 2,18); er ist die Quelle des geistlichen Lebens (Gal 5,25; Gal 6,8; Eph 1,13–14) und er gibt Gläubigen Einsichten in göttliche Geheimnisse, weil er die Tiefen Gottes erforscht (1. Kor 2,10). Außerdem verwandelt er Gläubige in das Abbild Christi und macht sie zum Tempel Gottes (2. Kor 3,18; 1. Kor 3,16). Auch wird er als ewig (Hebr 9,14) und allgegenwärtig beschrieben (Ps 139,7); er wird indirekt als „Gott“ bezeichnet (Apg 5,3–4); und er wird mit dem göttlichen Titel „Herr“ angesprochen (2. Kor 3,17). All das hat die Theologen der Alten Kirche zu dem Schluss geführt: Der Heilige Geist ist genauso Gott wie der Vater und der Sohn.

Der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. (2. Kor 3,17)

Die Bibel beschreibt verschiedene, vielfältige Wirkungen des Heiligen Geistes. Deshalb hier nochmal einige Aspekte in der Übersicht.

Die verwandelnde Kraft des Geistes

In der Heiligen Schrift wird betont, wie der Geist Gottes das Volk Gottes verwandelt. Dies wird am Beispiel von Hesekiel deutlich, wo Gott verspricht, sein Volk nach dem Exil wiederherzustellen und seinen Geist in sie zu legen, damit sie ihm gehorchen (Hesekiel 36,26-27). Das jüdische Volk hat durch die Jahrhunderte an dieser Hoffnung festgehalten und die ersten Christen sahen sie als erfüllt an. Im Johannesevangelium spricht Jesus zu Nikodemus über die Notwendigkeit, aus Wasser und Geist geboren zu werden, und verweist damit auch auf Hesekiel 36,25-27, wo Gott sein Volk mit Wasser reinigt und seinen Geist in sie legt. Jesus kündigt eine Geistestaufe an, die der Taufe des Johannes überlegen ist, und verwendet Wasser als Symbol für den Geist.

Paulus verknüpft in 2. Korinther 3,3-6 die Verheißung des verwandelnden Geistes aus Hesekiel mit Jeremias Verheißung eines neuen Bundes, in dem Gott seine Gesetze in die Herzen seines Volkes schreiben würde (Jeremia 31,31-34). Paulus betont auch, dass Gläubige durch Gottes Geist verwandelt werden, ähnlich wie das Gesicht von Mose sich verwandelte, als er den Herrn sah (Exodus 34,29-30). Nach Paulus verleiht der Heilige Geist den Menschen neues Leben und eine neue Identität. Er spricht von der „Frucht des Geistes“ im Gegensatz zu den „Werken des Fleisches“, wobei die Liebe als wichtigste Frucht des Geistes hervorgehoben wird (Galater 5,19-23).

Der Geist als Kraft für den Dienst an anderen

Der Geist Gottes bevollmächtigt das Volk Gottes in der Heiligen Schrift für verschiedene Aufgaben, insbesondere für das Reden im Namen Gottes. Im Alten Testament befähigte der Geist Menschen mit künstlerischen Fertigkeiten, besonderer Kraft und Führungsqualitäten. Er ermächtigte sie auch zum Prophezeien, damit sie Gottes Botschaft weitergeben konnten. Oft konnte der Geist von einem Diener auf andere übertragen werden.

Wichtig ist es auch zu sehen, dass diese Ermächtigung keine Garantie für moralisch gute Verhalten ist, und Ungehorsam konnte eine Person vom wahren Geist Gottes entfremden. Im Lukasevangelium und in der Apostelgeschichte wird deutlich, dass der Geist oft nach Zeiten des Gebets kommt.

Die Gabe der Prophetie

Die prophetische Rede war eine Form der Bevollmächtigung durch den Geist, die im Alten Testament begann und von vielen Juden in neutestamentlicher Zeit praktiziert wurde. Sie betonten die Verbindung des Geistes mit Prophetie, Wundern und anderen Formen der Inspiration wie Weisheit oder Wissen.Die frühen Christen erlebten, dass der Geist sie zum Zeugnis für Christus und zum Hören auf Gott ermächtigte. Wichtig war Paulus, dass die Prophetie der geistlichen Erbauung der Gläubigen und der Gemeinde diente und nicht dazu, sich als besonders fromm darzustellen.

Befähigung zum Zeugnis

In der Apostelgeschichte wird die Rolle des Geistes bei der kulturübergreifenden Verbreitung des Evangeliums betont. Obwohl die Apostel die ersten Zeugen waren, galt die Gabe des Geistes letztlich allen Gläubigen, die sich an der Mission beteiligten. Der Geist befähigte sie, von Gott zu hören und für ihn zu sprechen, ähnlich wie die Propheten. Einige Gläubige prophezeiten mehr als andere, aber alle waren berufen, die Botschaft Gottes zu verkünden.

Der Geist befähigte auch Gläubige dazu, Gott in „Zungen“, also neuen Sprachen, zu loben, was zeigt, dass sie in der Lage waren, kulturelle Grenzen zu überwinden, um die Botschaft von Christus zu teilen. Darüber hinaus fiel der Geist auf neue Gruppen von Gläubigen, um zu zeigen, dass auch sie von Gott ermächtigt waren, sich an der Mission zu beteiligen.

Die Gaben des Geistes

Das Ideal im frühen Christentum war, dass alle Gläubigen befähigt waren, sich gegenseitig mit unterschiedlichen Gaben zu dienen. Dieses Konzept der Gaben wird am häufigsten von Paulus erwähnt, passt gut zu seiner Betonung der Errettung durch Glauben und der Abhängigkeit von Christus und dem Geist für ein neues Leben. Paulus argumentiert, dass Gläubige von Gott erwarten können, dass er sie sowohl in ihrem Charakter als auch in ihrem Dienst befähigt.

Die Gaben des Geistes sind vielfältig und sollten dazu dienen, dass alle Mitglieder des Leibes Christi zusammenarbeiten. Niemand sollte auf die Gaben anderer herabsehen, sondern jeder sollte auf die Weise, wie Gott ihn ausgestattet hat, zum Wohl der Gemeinschaft beitragen. Paulus ermutigt die Gläubigen, in der Liebe geleitet, nach besonderen Gaben zu suchen, die dem Aufbau des Leibes Christi dienen.

In Epheser 4,11-13 wird betont, dass Gott Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten (Pastoren) und Lehrer für den Dienst im Leib Christi beruft, um die Christen für ihren Dienst auszurüsten. Dies bedeutet, dass Gott alle Gläubigen befähigt, nicht nur diejenigen mit besonderen Titeln, um im Dienst für Christus aktiv zu sein.

Der Geist als Vorgeschmack auf die Zukunft

Das Neue Testament zeigt die gegenwärtige Erfahrung des verheißenen Geistes als einen Vorgeschmack auf die zukünftige Realität. Die Propheten des Alten Testaments sprachen von der Ausgießung des Geistes auf das Volk Gottes zur Zeit seiner Wiederherstellung. Zur Zeit Jesu glaubten einige, dass der Geist weniger aktiv sei, aber als Gott begann, seinen Geist auszugießen, erkannten die Anhänger Jesu, dass sich die prophetische Verheißung erfüllte.

Dieses Kommen des Geistes bestätigte, dass alle, die Jesus als ihren Herrn anerkannten, an den verheißenen Segnungen der Endzeit teilhaben würden. Der Geist wurde als Vorgeschmack auf die zukünftige Welt betrachtet, und Paulus sprach von ihm als der „Anzahlung“ auf das verheißene Erbe der Christen in der kommenden Welt. Die Gläubigen, die die Kraft des Geistes erlebten, sollten der Welt um sie herum einen Vorgeschmack auf die kommende Welt bieten.

Darf ich zum Heiligen Geist beten?

Ja, als Christ darfst du zum Heiligen Geist beten, da wie oben ausgeführt der Heilige Geist eine der drei Personen der göttlichen Dreieinigkeit ist, neben Gott dem Vater und Gott dem Sohn (Jesus Christus). Du kannst den Heiligen Geist um Weisheit, Erleuchtung, Stärke und die „Frucht des Geistes“ bitten: die Verwandlung der Persönlichkeit hin zu mehr Liebe, Geduld, Sanftmut und Wahrhaftigkeit.

Bin ich nur Christ, wenn ich Geistesgaben habe?

Nein, du bist nicht nur dann Christ, wenn du Geistesgaben (Charismen) hast. Die Zugehörigkeit zum Leib Christi, der Gemeinde, basiert auf dem Glauben an Jesus Christus als den Erlöser und dem Annehmen und Befolgen seiner Lehren. Die Geistesgaben sind geistliche Gaben, die bestimmte Fähigkeiten und Dienste für die Gemeinde betreffen. Sie sind nicht die Grundlage deines Christseins, sondern können eine Ergänzung und Bereicherung deines Glaubenslebens sein.

Nicht alle Christen haben die gleichen Geistesgaben, und das ist in Ordnung. Die Bibel lehrt, dass der Heilige Geist die Gaben nach seinem eigenen Willen austeilt (1. Korinther 12,11). Die Vielfalt der Gaben innerhalb der Gemeinde ermöglicht es, dass unterschiedliche Mitglieder ihre jeweiligen Fähigkeiten und Dienste zur Stärkung und zum Wachstum der Gemeinde beitragen.

Das Wichtigste im Christentum ist der Glaube an Jesus Christus, die Annahme seiner Vergebung und die Hingabe an seine Lehren. Die Geistesgaben können eine wertvolle Bereicherung für dein geistliches Leben sein, sind aber nicht die Grundlage deines Christseins. Jeder Christ hat einen einzigartigen Platz und eine besondere Berufung in der Gemeinde, unabhängig von den spezifischen Geistesgaben, die er oder sie möglicherweise hat.