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Einheitsübersetzung

Einheitsübersetzung 2016

Erneute Unschuldsbeteuerung vor Gott: 31,1–34

1 Einen Bund schloss ich mit meinen Augen, / nie eine Jungfrau lüstern anzusehen.

2 Was wäre sonst mein Teil von Gott dort oben, / mein Erbe vom Allmächtigen in der Höhe?

3 Ist nicht Verderben dem Frevler bestimmt / und Missgeschick den Übeltätern?

4 Sieht er denn meine Wege nicht, / zählt er nicht alle meine Schritte?

5 Wenn ich in Falschheit einherging, / wenn zum Betrug mein Fuß eilte,

6 dann wäge Gott mich auf gerechter Waage, / so wird er meine Unschuld anerkennen.

7 Wenn mein Schritt vom Wege wich, / mein Herz meinen Augen folgte, / an meinen Händen Makel klebte,

8 dann esse ein anderer, was ich säe, / entwurzelt werde, was mir sprosst.

9 Wenn sich mein Herz von einer Frau betören ließ / und ich an der Tür meines Nachbarn lauerte,

10 dann mahle meine Frau einem andern / und andere sollen sich beugen über sie.

11 Denn das wäre eine Schandtat / und ein Verbrechen, von Richtern zu strafen.

12 Denn das wäre Feuer, das zum Abgrund frisst / und meine ganze Habe entwurzelt.

13 Wenn ich das Recht meines Knechts missachtet / und das meiner Magd im Streit mit mir,

14 was könnte ich tun, wenn Gott sich erhöbe, / was ihm entgegnen, wenn er mich prüfte?

15 Hat nicht er, der mich im Mutterleib gemacht hat, ihn gemacht, / hat nicht Einer uns im Mutterschoß geformt?

16 Wenn ich der Armen Wunsch versagte, / verschmachten ließ der Witwe Augen,

17 wenn ganz allein ich meinen Bissen aß, / das Waisenkind nicht davon aß -

18 von Jugend an hat wie ein Vater er mich großgezogen, / vom Mutterschoß an mich geleitet -,

19 wenn ich den Verlorenen sah ohne Kleid / und ohne Decke den Verarmten,

20 wenn seine Lenden mich nicht segneten, / er nicht von der Schur meiner Lämmer sich wärmte,

21 wenn meine Hand der Waise drohte, / weil ich am Tor Helfer für mich sah,

22 dann falle die Schulter mir vom Nacken, / breche der Arm mir aus dem Gelenk.

23 Ja, Schrecken träfe mich, Gottes Verderben, / vor seiner Hoheit hielte ich nicht stand.

24 Wenn ich auf Gold meine Hoffnung setzte, / zum Feingold sprach: Du meine Zuversicht!,

25 wenn ich mich freute, dass groß mein Vermögen, / dass viel erreicht hat meine Hand,

26 wenn ich die leuchtende Sonne sah, wie sie strahlte, / den Mond, wie er herrlich dahinzog,

27 wenn heimlich sich mein Herz betören ließ / und meine Hand dem Mund zum Kuss sich bot,

28 auch das wäre ein Verbrechen, vom Richter zu strafen, / denn Gott da droben hätte ich verleugnet.

29 Wenn ich am Unglück meines Feinds mich freute / und mich erhob, als das Unheil ihn traf -

30 habe ich doch meinem Mund zu sündigen verboten, / sein Leben mit Fluch zu verwünschen.

31 Wenn meine Zeltgenossen nicht gestanden: / Wer wurde von seinem Fleisch nicht gesättigt?

32 Kein Fremder musste draußen übernachten, / ich hielt meine Tore zur Straße hin offen.

33 Wenn ich nach Menschenart meine Frevel verhehlte, / meine Schuld verbarg in meiner Brust,

34 weil ich die große Menge scheute / und die Verachtung der Sippen mich schreckte, / so schwiege ich still und ginge nicht zur Tür hinaus.

Warten auf Gottes Antwort: 31,35–40

35 Gäbe es doch einen, der mich hört! / Hier ist mein Zeichen! Der Allmächtige antworte mir! / Hier ist das Schriftstück, das mein Gegner geschrieben.

36 Auf meine Schulter wollte ich es heben, / als Kranz es um den Kopf mir winden.

37 Ich täte die Zahl meiner Schritte ihm kund, / ich nahte mich ihm wie ein Fürst.

38 Wenn über mich mein Acker schrie, / seine Furchen miteinander weinten,

39 wenn seinen Ertrag ich verzehrte, ohne zu bezahlen, / das Verlangen seines Herrn ich unerfüllt ließ,

40 sollen Dornen wachsen statt Weizen, / statt Gerste stinkendes Kraut. Zu Ende sind die Worte Ijobs.

Elberfelder Bibel

Elberfelder 2006

Sein unsträfliches Verhalten gegen Gott und Menschen – Bereitschaft, mit Gott zu rechten

1 Einen Bund habe ich mit meinen Augen geschlossen. Wie hätte ich da auf eine Jungfrau {lüstern} blicken sollen?[10]Andere lesen mit Textänderung: geschlossen, nie … {lüstern} zu blicken.

2 Denn was wäre {dafür} die Zuteilung von Gott droben gewesen und das Erbteil vom Allmächtigen in den Höhen?

3 Ist nicht Verderben für den Übeltäter {bestimmt} und Missgeschick für die, die Unrecht tun?

4 Sieht er nicht meine Wege und zählt alle meine Schritte?

5 Wenn ich mit Gehaltlosem umgegangen bin und mein Fuß zum Betrug geeilt ist –

6 er soll mich auf der Waage der Gerechtigkeit wiegen, so wird Gott meine Rechtschaffenheit[1]o. Unschuld; o. Lauterkeit erkennen!

7 Wenn mein Schritt vom Weg abgebogen und mein Herz meinen Augen gefolgt ist und an meinen Händen ein Makel klebt[2]o. wenn irgendetwas an meinen Händen kleben geblieben ist,

8 dann möge ich säen und ein anderer essen, und meine Sprösslinge mögen entwurzelt werden!

9 Wenn mein Herz sich wegen einer Frau hat betören lassen und ich an der Tür meines Nächsten gelauert habe,

10 {dann} soll meine Frau für einen anderen mahlen, und andere mögen über ihr niederknien!

11 Denn das wäre eine Schandtat und das eine Schuld, die vor die Richter gehört[3]o. Und das wäre eine Schandtat, und diese ist eine Schuld für die Richter.

12 Ja, ein Feuer wäre es, das bis zum Untergang[4]o. bis zum Ort des Verlorenseins; d. i. die Welt der Toten; hebr. Abaddon fräße und meinen ganzen Ertrag entwurzeln[5]Andere lesen mit Textänderung: verbrennen würde.

13 Wenn ich missachtet habe das Recht meines Knechtes und meiner Magd in ihrem Rechtsstreit mit mir,

14 was wollte ich dann tun, wenn Gott sich erhöbe; und wenn er untersuchte, was ihm erwidern?

15 Hat nicht er, der mich im Mutterleib gemacht hat, {auch} ihn gemacht, und hat nicht einer im Mutterschoß uns[6]T. ; Mas. T. : ihn bereitet?

16 Wenn ich Geringen einen Wunsch verweigert habe, die Augen der Witwe erlöschen ließ

17 und meinen Bissen alleine aß, sodass die Waise nichts {mehr} davon essen konnte –

18 ist sie doch von meiner Jugend an bei mir aufgewachsen wie {bei} einem Vater, und wie eine Schwester[7]w. als eine, die aus dem Leib meiner Mutter ist, habe ich sie[8]d. i. die Witwe geleitet –,

19 wenn ich {ruhig} zusah, wie einer ohne Kleidung umherirrte[9]o. umkam und der Arme keine Decke hatte,

20 wenn seine Lenden mich nicht segneten und er sich von der Wolle[10]w. von der Schur meiner Lämmer nicht wärmen durfte,

21 wenn ich {drohend} meine Hand gegen eine Waise geschwungen habe, weil ich im Tor meinen Beistand sah[11]d. h. vor Gericht durch einen Verwandten mit Beistand rechnen konnte,

22 dann soll mir meine Schulter vom Nacken fallen, und mein Arm soll vom Gelenk abbrechen!

23 Denn schrecklich wäre mir das Verderben Gottes, und seiner Hoheit könnte ich nicht standhalten.

24 Wenn[12]Das »wenn« leitet einen Schwursatz ein, dessen zweite Hälfte, der Hauptsatz, meist nicht ausgesprochen wurde. Zum ausgeführten Hauptsatz nach dem Schwursatz vgl. V.8.10.22.40. ich das Gold zu meiner Zuversicht gemacht und zum feinen Gold gesagt habe: Du meine Hoffnung!

25 Wenn[12]Das »wenn« leitet einen Schwursatz ein, dessen zweite Hälfte, der Hauptsatz, meist nicht ausgesprochen wurde. Zum ausgeführten Hauptsatz nach dem Schwursatz vgl. V.8.10.22.40. ich mich freute, dass mein Vermögen so umfangreich war[13]o. dass meine Kraft so groß war und dass meine Hand Gewaltiges erreicht hatte[14]o. gefunden hatte!

26 Wenn[12]Das »wenn« leitet einen Schwursatz ein, dessen zweite Hälfte, der Hauptsatz, meist nicht ausgesprochen wurde. Zum ausgeführten Hauptsatz nach dem Schwursatz vgl. V.8.10.22.40. ich das Licht {der Sonne} sah, wie sie es leuchten ließ, und den Mond, wie er prächtig daherzog,

27 und mein Herz sich {dann} im Geheimen betören ließ und ich Kusshände warf[15]w. und meine Hand meinen Mund küsste; d. i. eine rituelle Geste im Gestirnskult zur Huldigung der Gottheiten!

28 Auch das ist Schuld, die vor den Richter gehört! Ich hätte ja Gott droben verleugnet.

29 Wenn[12]Das »wenn« leitet einen Schwursatz ein, dessen zweite Hälfte, der Hauptsatz, meist nicht ausgesprochen wurde. Zum ausgeführten Hauptsatz nach dem Schwursatz vgl. V.8.10.22.40. ich mich freute über den Untergang meines Hassers und aufjauchzte[16]T. ; Mas. T. : und mich aufraffte, als Unglück ihn traf!

30 Nie habe ich ja meinem Gaumen erlaubt zu sündigen, mit einem Fluch dessen Seele zu fordern.

31 Wenn[12]Das »wenn« leitet einen Schwursatz ein, dessen zweite Hälfte, der Hauptsatz, meist nicht ausgesprochen wurde. Zum ausgeführten Hauptsatz nach dem Schwursatz vgl. V.8.10.22.40. die Männer in meinem Zelt nicht bezeugt[17]w. gesagt haben: Wer wäre wohl nicht von seinem Fleisch satt geworden!

32 Der Fremde musste nicht im Freien übernachten, ich öffnete dem Wanderer[1]T. ; Mas. T. : zum Weg hin mein Tor[2]w. meine Torflügel.

33 Wenn[3]Das »wenn« leitet einen Schwursatz ein, dessen zweite Hälfte, der Hauptsatz, meist nicht ausgesprochen wurde. Zum ausgeführten Hauptsatz nach dem Schwursatz vgl. V.8.10.22.40. ich wie Adam[4]o. wie Menschen {es tun} meine Vergehen zugedeckt habe, um meine Schuld in meiner Brust[5]w. Brusttasche; gemeint ist die Innentasche am Brustschlitz des Beduinenhemdes zu verbergen,

34 weil ich etwa erschrocken gewesen wäre {vor} der großen Menge und die Verachtung der Sippen mich niedergeschmettert hätte, sodass ich mich still verhalten hätte, nicht zur Türe hinausgegangen wäre!

35 Ach hätte ich doch einen, der auf mich hörte – hier ist meine Unterschrift[6]w. mein taw; taw ist der letzte Buchstabe des hebr. Alphabets und galt, unter eine Urkunde gesetzt, als Unterschrift und Beglaubigungszeichen! Der Allmächtige antworte mir! {Wo ist} die {Klage} schrift, die mein Rechtsgegner geschrieben hat?

36 Wahrlich, ich würde sie auf meine Schulter heben, sie mir um {den Kopf} winden als Kranz.[7]w. Wenn ich sie nicht auf meine Schulter höbe, sie mir als Kränze umbinden würde! – Der Satz ist eine hebr. Schwurformel, deren zweite Hälfte nicht ausgesprochen wurde.

37 Ich würde ihm über die Zahl meiner Schritte Auskunft geben, wie ein Fürst würde ich ihm nahen.

38 Wenn gegen mich mein Ackerboden Anklage erhob[8]o. um Hilfe rief und seine Furchen miteinander weinten,

39 wenn ich seinen Ertrag, ohne zu bezahlen[9]w. seine Kraft ohne Geld, verzehrt habe und die Seele seiner Besitzer[10]Andere üs. : die Seele seiner Arbeiter zum Keuchen brachte,

40 {dann} soll statt Weizen Dorngestrüpp hervorkommen und anstelle von Gerste Unkraut![11]Die Verse 38–40 standen ursprünglich wohl hinter V.34, sodass die Rede Hiobs mit den Versen 35-37 endete.Zu Ende sind die Worte Hiobs.

Videos zu Hiob 31,16-40 (EÜ, ELB)