ELB, GNB online lesen

Elberfelder Bibel

Elberfelder 2006

Klage des Propheten über sein und des Volkes Elend – Anerkenntnis der Treue Gottes – Aufruf zum Sündenbekenntnis – Bitte um Rettung und Vergeltung an den Feinden

1 [7]Das dritte Kap. ist wie die beiden ersten ein Akrostichon, nur mit dem Unterschied, dass hier zusätzlich jede Strophenzeile mit dem Anfangsbuchstaben der Strophe beginnt.Ich bin der Mann, der Elend sah durch die Rute seines Grimmes.

2 Mich trieb er weg und ließ mich gehen in Finsternis und ohne Licht.

3 Nur[8]o. Fürwahr; o. Ja gegen mich wendet er immer wieder seine Hand, jeden Tag.

4 Verfallen ließ er mein Fleisch und meine Haut, zerbrach meine Knochen,

5 umbaute und umgab mich mit Gift und Mühsal.

6 Er ließ mich wohnen in Finsternissen, wie die Toten der Urzeit[9]Das kann bedeuten: gleich den längst Verstorbenen, o. gleich den {für} ewig Toten.

7 Er ummauerte mich, dass ich nicht herauskann; er legte mich in schwere, bronzene Ketten[10]w. er machte meine Bronze schwer.

8 Auch wenn ich schrie und um Hilfe rief, verschloss er {sein Ohr vor} meinem Gebet.

9 Er vermauerte meine Wege mit Quadersteinen, kehrte meine Pfade um[11]d. h. er hat meine Pfade ungangbar gemacht, o. er ließ mich krumme Wege gehen.

10 Ein lauernder Bär war er mir, ein Löwe im Versteck.

11 Er ließ mich vom Weg abirren[12]o. versperrte mir den Weg mit Dornen, zerfleischte mich[13]Eine griech. Üs. liest: und er lähmte mich und machte mich menschenleer[14]o. öde.

12 Er spannte seinen Bogen[1]w. Er trat seinen Bogen; d. h. um ihn zu krümmen und stellte mich hin als Ziel für den Pfeil.

13 Er ließ in meine Nieren dringen die Söhne seines Köchers.

14 Ich wurde meinem ganzen Volk[2]d. h. den Bewohnern von Jerusalem; viele hebr. Handschr. und 4 Handschr. von LXX überliefern: allen Völkern zum Gelächter, ihr Spottlied {bin ich} jeden Tag.

15 Er sättigte mich mit bitteren Kräutern und tränkte mich mit Wermut.

16 Und er ließ auf Kies meine Zähne beißen[3]w. sich zerreiben, er trat mich nieder in den Staub.

17 Du verstießest[4]LXX: Er verstieß; Vulg. und die syr. Üs. : Es ist verstoßen meine Seele aus dem Frieden[5]o. aus dem Wohlergehen, ich habe vergessen, was Glück[6]o. Gutes ist.

18 Und ich sagte: Verloren ist mein Glanz[7]Andere üs. mit Textänderung: Vertrauen und meine Hoffnung auf den Herrn[8]o. und meine Hoffnung ist fern von dem Herrn.

19 An mein Elend und meine Heimatlosigkeit zu denken, {bedeutet} Wermut und Gift!

20 {Und doch} denkt und denkt meine Seele daran und ist niedergedrückt in mir.

21 {Doch} dies will ich mir in den Sinn zurückrufen, darauf[9]o. deshalb will ich hoffen:

22 Ja, die Gnadenerweise des Herrn sind nicht zu Ende[10]so mit einer hebr. Handschr. , der syr. und aram. Üs. ; Mas. T. : Die Gnadenerweise des Herrn {sind es} , dass wir nicht zu Ende sind, ja, sein Erbarmen hört nicht auf,

23 es ist jeden Morgen neu. Groß ist deine Treue.

24 Mein Anteil[11]w. Losanteil. – Der Begriff wird ursprünglich im Zusammenhang mit der Verlosung des Landes durch Josua verwendet und steht dann allgemein für den Landbesitz der Stämme und des Einzelnen. ist der Herr, sagt meine Seele, darum will ich auf ihn hoffen.

25 Gut ist der Herr zu denen, die auf ihn harren, zu der Seele, die nach ihm fragt.

26 Es ist gut, dass man schweigend hofft[12]w. dass man hofft, und zwar schweigend, auf die Rettung des Herrn.

27 Gut ist es für den Mann, wenn er ein Joch in seiner Jugend trägt.

28 Er sitze einsam und schweige, wenn er es ihm auferlegt.

29 Er lege seinen Mund in den Staub[13]d. h. er schweige, vielleicht gibt es Hoffnung.

30 Er biete dem, der ihn schlägt, die Wange, sättige sich an Schmach.

31 Denn nicht für ewig verstößt der Herr,

32 sondern wenn er betrübt hat, erbarmt er sich nach der Fülle seiner Gnadenerweise.

33 Denn nicht von Herzen demütigt[14]o. erniedrigt und betrübt er die Menschenkinder.

34 Dass man alle Gefangenen des Landes unter seinen Füßen zertritt,

35 dass man das Recht eines Mannes beugt vor dem Angesicht des Höchsten,

36 dass man einen Menschen irreführt in seinem Rechtsstreit – sollte der Herr es nicht sehen?

37 Wer ist es, der da sprach, und es geschah – {und} der Herr hat es nicht geboten?

38 Kommt nicht aus dem Mund des Höchsten das Böse und das Gute hervor?

39 Was beklagt sich der Mensch, der {noch} am Leben ist[15]d. h. vom Unglück nicht tödlich getroffen wurde, {was beklagt sich} der Mann über seine Sündenstrafe?[16]o. {er werde} Herr über seine Sünden

40 Prüfen wollen wir unsere Wege und erforschen und umkehren zu dem Herrn!

41 Lasst uns unser Herz samt den Händen erheben[17]Andere üs. mit veränderter Vokalisierung: Lasst uns unsere Herzen, nicht unsere Hände erheben zu Gott im Himmel!

42 Wir, wir haben die Treue gebrochen und sind widerspenstig gewesen; du {aber} , du hast nicht vergeben.

43 Du hast dich in Zorn gehüllt und hast uns verfolgt; du hast uns umgebracht ohne Mitleid.

44 Du hast dich in eine Wolke gehüllt, sodass kein Gebet hindurchdrang.

45 Du hast uns zum Kehricht und zum Ekel gemacht mitten unter den Völkern.

46 Alle unsere Feinde reißen ihren Mund über uns auf.

47 Grauen und Grube sind uns zuteilgeworden, Untergang und Zusammenbruch.

48 Wasserbäche lässt mein Auge fließen[1]w. In Wasserbächen geht mein Auge nieder wegen des Zusammenbruchs der Tochter meines Volkes.

49 Mein Auge ergießt sich und kommt nicht zur Ruhe, {tränt} unaufhörlich,

50 bis der Herr vom Himmel herunterschaut und hinsieht.

51 Mein Auge schmerzt mich[2]w. Mein Auge tut meiner Seele weh wegen all der Töchter meiner Stadt.

52 Wie einen Vogel jagten und jagten mich {jene} , die grundlos meine Feinde sind.

53 Sie stürzten mein Leben in die Grube[3]o. Sie brachten in der Grube mein Leben zum Schweigen und warfen Steine auf mich.

54 Wasser strömte über mein Haupt. Ich sagte {mir}: Ich bin {vom Leben} abgeschnitten!

55 Da rief ich deinen Namen an, Herr, aus der Grube tief unten.

56 Du hast meine Stimme gehört. Verbirg dein Ohr nicht vor meinem Seufzen, meinem Schreien[4]so mit LXX; Mas. T. : Verbirg dein Ohr nicht – zu meiner Erleichterung – vor meinem Schreien!!

57 Du nahtest an dem Tag, als ich dich anrief; du sprachst: Fürchte dich nicht!

58 Du hast, Herr, meinen Rechtsstreit geführt[5]w. Du strittest, Herr, die Rechtsstreite meiner Seele, hast mein Leben erlöst.

59 Du, Herr, hast meine Entrechtung[6]o. Unterdrückung gesehen. Verhilf mir zu meinem Recht[7]w. Entscheide (richte) mein Recht. – Andere üs. mit Textänderung: Du hast mir zu meinem Recht verholfen.!

60 Du hast gesehen all ihre Rachgier, alle ihre Pläne gegen mich.

61 Gehört hast du ihr Schmähen, Herr, alle ihre Pläne[8]Andere lesen mit Änderung eines Buchstabens: Verleumdungen gegen mich,

62 das Gerede derer, die gegen mich aufgetreten sind, und ihren Spott über mich den ganzen[9]o. jeden Tag.

63 Ihr Sitzen und ihr Aufstehen schau dir an! Ich bin ihr Spottlied.

64 Übe an ihnen Vergeltung, Herr, nach dem Werk ihrer Hände!

65 Gib ihnen Verblendung des Herzens[10]o. Du wirst an ihnen Vergeltung üben … Du wirst ihnen Verblendung … geben usw.! Dein Fluch komme über sie!

66 Jage ihnen nach im Zorn und rotte sie aus unter dem Himmel des Herrn!

Gute Nachricht Bibel

Gute Nachricht Bibel 2018

Hoffnung trotz tiefster Not

1 Ich bin der Mann, der viel gelitten hat unter den zornigen Schlägen des HERRN.

2 Ich bin es, den er vor sich hertrieb, immer tiefer in die dunkelste Nacht.

3 Immer nur mich traf seine Faust, Tag für Tag, ohne einzuhalten.

4 Er lässt meine Haut und mein Fleisch zerfallen und zerbricht mir alle meine Knochen.

5 Von allen Seiten schließt er mich ein, er umstellt mich mit Bitterkeit und Qual.

6 In Finsternis lässt er mich wohnen wie die, die schon seit Langem tot sind.

7 Er hat mich ummauert und in Ketten gelegt, aus diesem Gefängnis gibt es keinen Ausweg.

8 Ich kann um Hilfe schreien, soviel ich will – mein Rufen dringt nicht durch bis an sein Ohr.

9 Er hat mir den Weg mit Steinen versperrt, sodass ich ständig in die Irre gehe.

10 Wie ein Bär hat er mir aufgelauert, wie ein Löwe in seinem Hinterhalt.

11 Er hat mich vom Weg heruntergezerrt, dann hat er mich zusammengeschlagen.

12 Er hat den Bogen auf mich angelegt und mich als Ziel für seine Pfeile benutzt.

13 Pfeil auf Pfeil hat er abgeschossen und mir den Rücken damit durchbohrt.

14 Die Leute meines Volkes lachen mich aus, täglich singen sie ihr Spottlied über mich.

15 Er gab mir die bitterste Kost zu essen und ließ mich bitteren Wermut trinken.

16 Er hat mich in den Staub gedrückt und mich gezwungen, Kies zu kauen.

17 Das ruhige Leben hat er mir genommen; ich weiß nicht mehr, was Glück bedeutet.

18 Ich habe keine Zukunft mehr, vom HERRN ist nichts mehr zu erhoffen!

19 An all dieses rastlose Elend zu denken ist Gift für mich und macht mich bitter.

20 Doch immer wieder muss ich daran denken und bin erfüllt von Verzweiflung und Schwermut.

21 Ich will mich an etwas anderes erinnern, damit meine Hoffnung wiederkommt:

22 Von Gottes Güte kommt es, dass wir noch leben. Sein Erbarmen ist noch nicht zu Ende,

23 seine Liebe ist jeden Morgen neu und seine Treue unfassbar groß.

24 Ich sage: Der HERR ist mein Ein und Alles; darum setze ich meine Hoffnung auf ihn.

25 Der HERR ist gut zu denen, die nach ihm fragen, zu allen, die seine Nähe suchen.

26 Darum ist es das Beste, zu schweigen und auf die Hilfe des HERRN zu warten.

27 Für jeden Menschen ist es gut, wenn er schon früh gelernt hat, Last zu tragen.

28 Wenn der HERR ihm etwas auferlegt, soll er für sich allein bleiben und schweigen.

29 Er soll seinen Mund auf den Boden pressen – vielleicht ist doch noch Hoffnung auf Hilfe!

30 Dem, der ihn schlägt, soll er die Backe hinhalten und alle Schmach und Schande auf sich nehmen.

31 Der Herr verstößt uns nicht für immer.

32 Auch wenn er uns Leiden schickt, erbarmt er sich doch wieder über uns, weil seine Liebe so reich und groß ist.

33 Es macht ihm selbst keine Freude, seinen Kindern Schmerz und Kummer zu bereiten.

34 Alle Gefangenen in unserem Land wurden getreten und misshandelt;

35 unter den Augen des höchsten Gottes wurden sie um ihr Recht gebracht;

36 Unschuldige wurden verurteilt – und das soll der Herr nicht gesehen haben?

37 Wer sonst spricht ein Wort und es geschieht? Geschieht nicht alles auf seinen Befehl?

38 Wenn Glück oder Unglück über uns kommt, hat nicht der Höchste es angeordnet?

39 Mit welchem Recht beklagt sich der Mensch bei Gott? Gegen seine Sünde soll er Klage erheben!

40 Lasst uns unser Leben überprüfen und wieder umkehren zu dem HERRN!

41 Lasst uns die Hände zum Himmel strecken und Herz und Sinn zum HERRN hinwenden!

42 Wir haben gesündigt und dir, HERR, getrotzt und du hast uns die Schuld noch nicht vergeben.

43 Du hast dich ganz in deinen Zorn gehüllt, uns schonungslos gejagt und getötet.

44 In einer Wolke hast du dich versteckt, damit kein Gebet dich erreichen konnte.

45 Wie Dreck hast du uns zusammengekehrt, wie Abfall mitten unter den Völkern.

46 Alle unsere Feinde spotten über uns, höhnisch reißen sie ihre Mäuler auf.

47 Schrecken und Entsetzen wurden unser Los, Zusammenbruch und Untergang.

48 Meine Augen zerfließen in Tränen, weil mein Volk zugrunde gegangen ist.

49 Wie ein Bach, der nie zur Ruhe kommt, strömen meine Tränen, ohne zu versiegen,

50 bis der HERR sich vom Himmel herabneigt und seinen Blick wieder auf uns richtet.

51 Es tut mir weh, wenn ich sehen muss, wie es den Frauen in der Stadt ergeht.

52 Sie haben mir nachgestellt wie einem Vogel, obwohl ich niemandem Anlass gab, mein Feind zu sein.

53 Sie haben mich lebend in die Grube gestürzt und einen Stein auf die Öffnung gewälzt.

54 Das Wasser stieg mir bis an die Kehle, ich dachte schon, es sei aus mit mir.

55 Da rief ich zu dir, HERR, um Hilfe; aus der Tiefe der Grube schrie ich zu dir:

56 »Verschließ dein Ohr nicht! Hör mein Flehen!« Und du hast meinen Hilferuf gehört!

57 Als ich zu dir schrie, bist du gekommen und hast zu mir gesagt: »Hab keine Angst!«

58 Du hast mich verteidigt und mir Recht verschafft; das Leben hast du mir gerettet.

59 Du weißt, was sie mir angetan haben. Stell mein Recht doch völlig wieder her!

60 Du hast ihren ganzen Hass gesehen und ihre finsteren Pläne gegen mich.

61 Du hast gehört, wie sie mich schmähten und ihre Pläne gegen mich berieten.

62 Alles, was sie reden und denken, ist gegen mich gerichtet, Tag für Tag.

63 Behalte ihr Tun und Lassen fest im Auge! Noch immer singen sie ihr Spottlied auf mich.

64 Alles, was sie mir angetan haben, HERR, zahl es ihnen heim, vergilt es ihnen!

65 Verblende sie, verwirre ihren Sinn, schleudere deinen Fluch gegen sie!

66 Verfolge sie mit deinem ganzen Zorn und fege sie von der Erde weg!

Videos zu Klagelieder 3 (ELB, GNB)