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Elberfelder Bibel
Elberfelder 2006
Unheil im Land und in Jerusalem durch Gottes Zorn gemäß seiner Warnung – Zions Schreien nach Gottes Erbarmen
1 Wehe, wie umwölkt[20]o. verschmäht in seinem Zorn der Herr die Tochter Zion! Er hat die Herrlichkeit[21]o. Zierde Israels vom Himmel zur Erde geworfen und am Tag seines Zorns nicht gedacht an den Schemel seiner Füße.
2 Vernichtet[22]w. Verschlungen hat der Herr – ohne Mitleid – alle Weideplätze Jakobs; er hat in seinem Grimm niedergerissen die befestigten Städte der Tochter Juda; zu Boden gestürzt, entweiht hat er das Königreich und seine Obersten.
3 In Zornesglut hat er abgehauen jedes Horn Israels; er hat seine Rechte zurückgezogen angesichts des Feindes und hat Jakob in Brand gesteckt[1]o. und loderte in Jakob wie ein flammendes Feuer, das ringsum frisst.
4 Seinen Bogen hat er gespannt[2]w. Er hat seinen Bogen getreten; d. h. um ihn zu krümmen wie ein Feind, seine rechte Hand erhoben[3]o. dastehend {mit} seiner Rechten wie ein Gegner und hat alles den Augen Begehrenswerte umgebracht. In das Zelt der Tochter Zion hat er seinen Grimm ausgegossen wie Feuer.
5 Der Herr ist wie ein Feind geworden. Er hat Israel vernichtet[4]w. verschlungen, vernichtet[4]w. verschlungen alle ihre[5]bezieht sich auf die Tochter Zion (V.4.6) Paläste, seine[6]bezieht sich auf Israel befestigten Städte zerstört. So hat er in der Tochter Juda Weh und Wehgeschrei gehäuft.
6 Und er hat seine Hütte[7]zur Bezeichnung des Tempels als »Hütte« vgl. Ps76,3 abgebrochen wie die eines Gartens, hat zerstört {den Ort für} seine Festversammlung. Der Herr hat in Zion Festversammlung und Sabbat in Vergessenheit geraten lassen und im Toben[8]w. mit der Verwünschung seines Zorns König und Priester verworfen.
7 Verstoßen hat der Herr seinen Altar, entweiht sein Heiligtum; er hat die Mauern ihrer[5]bezieht sich auf die Tochter Zion (V.4.6) Paläste der Hand des Feindes preisgegeben; Lärm erhob sich im Haus des Herrn wie an einem Festtag.
8 Der Herr hatte es sich vorgenommen, die Mauer der Tochter Zion zu zerstören; er spannte die Messschnur, wandte seine Hand vom Vernichten[9]w. Verschlingen nicht ab und versetzte Bollwerk und Mauer in Trauer; zusammen schwanden sie dahin.
9 Eingesunken in die Erde sind ihre Tore, zerstört und zerschlagen hat er ihre Riegel. Ihr König und ihre Obersten sind unter den Nationen, es gibt kein Gesetz mehr[10]o. es fehlt die Weisung. Auch ihre Propheten erhalten keine Vision von dem Herrn.
10 Schweigend[11]o. Wehklagend sitzen auf der Erde die Ältesten der Tochter Zion; sie haben Staub auf ihr Haupt geworfen, Sacktuch sich umgegürtet; die Jungfrauen Jerusalems senken ihr Haupt zur Erde.
11 In Tränen vergehen meine Augen, mein Inneres glüht[12]w. meine Eingeweide glühen, meine Leber hat sich zur Erde ergossen wegen des Zusammenbruchs der Tochter meines Volkes, weil Kind und Säugling auf den Plätzen der Stadt verschmachten.
12 Zu ihren Müttern sagen sie: »Wo ist Brot[13]w. Getreide und Wein?«, während sie wie tödlich Verwundete verschmachten auf den Plätzen der Stadt, während ihre Seele sich ergießt in den Schoß ihrer Mütter.
13 Womit soll ich dir aufhelfen[14]o. Was soll ich dir als Zeugnis (o. Beispiel) anführen, womit dich vergleichen, Tochter Jerusalem? Was soll ich dir gleichstellen, damit ich dich tröste, du Jungfrau, Tochter Zion? Denn so groß wie das Meer ist dein Zusammenbruch. Wer kann dich heilen?
14 Deine Propheten schauten dir Trug und Tünche; und sie deckten deine Schuld nicht auf, dein Geschick zu wenden, sondern sie schauten dir Aussprüche zu Lüge und Verführung[15]o. zu Nichtigkeit und Verstoßung.
15 Alle, die des Weges ziehen, klatschen über dich in die Hände, sie zischen[16]o. pfeifen; als Ausdruck der Verachtung oder der Furcht und schütteln ihren Kopf über die Tochter Jerusalem: Ist das die Stadt, von der man sagte: Der Schönheit Vollendung, Wonne der ganzen Erde?
16 Alle deine Feinde reißen ihren Mund über dich auf, sie zischen[1]o. pfeifen; als Ausdruck der Verachtung oder der Furcht und knirschen mit den Zähnen. Sie sagen: Wir haben vernichtet[2]w. verschlungen! Ja, dies ist der Tag, den wir erhofft haben! Wir haben {es} erreicht, wir haben {es} gesehen!
17 Getan hat der Herr, was er sich vorgenommen hatte, er hat sein Wort zur Vollendung gebracht, das er von den Tagen der Vorzeit her entboten hatte. Er hat ohne Mitleid niedergerissen und hat den Feind über dich fröhlich sein lassen, er hat das Horn deiner Gegner erhöht.
18 Schrei laut um Hilfe zum Herrn, stöhne, du[3]T. ; Mas. T. : Ihr Herz schreit um Hilfe zum Herrn, du Mauer der Tochter Zion! Lass wie einen Bach die Tränen rinnen Tag und Nacht! Gönne dir keine Ruhe! Dein Augapfel stehe nicht still!
19 Auf, wimmere bei Nacht, bei Beginn der Nachtwachen, schütte wie Wasser dein Herz aus vor dem Angesicht des Herrn! Erhebe deine Hände zu ihm um der Seele deiner Kinder willen, die vor Hunger verschmachten an allen Straßenecken!
20 Sieh, Herr, und schaue, an wem du so gehandelt hast! Dürfen Frauen ihre Leibesfrucht essen, die liebevoll gepflegten[4]o. die gesund geborenen Kinder? Dürfen im Heiligtum des Herrn Priester und Prophet erschlagen werden?
21 Am Boden auf den Straßen liegen Kind und Greis; meine Jungfrauen und meine jungen Männer sind durchs Schwert gefallen. Erschlagen hast du {sie} am Tag deines Zornes, abgeschlachtet ohne Mitleid.
22 Meine Schrecknisse[5]o. Die, die mir Schrecken einjagen; Vulg. und syr. Üs. : Meine Bedroher hast du von allen Seiten herbeigerufen wie zu einem Festtag, und am Tag des Zornes des Herrn gab es keinen Entkommenen und Entronnenen: Die ich liebevoll gepflegt[6]o. Die ich gesund geboren und großgezogen habe, mein Feind hat sie vertilgt.
Elberfelder Bibel 2006, © 2006 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Holzgerlingen
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Gott hat wie ein Feind gehandelt
1 Ach, der Zorn des Herrn liegt auf der Zionsstadt wie eine schwere, dunkle Wolke. Jerusalem, die Zierde Israels, hat er vom Himmel auf die Erde gestürzt. An seinem Gerichtstag nahm er keine Rücksicht darauf, dass Zion der Fußschemel seines Thrones war.
2 Die Dörfer und Felder Israels hat er schonungslos vernichtet. Alle befestigten Städte in Juda hat er zornig niedergerissen. Dem Königreich und seinen Fürsten hat er ein schändliches Ende bereitet.
3 In seinem Zorn hat er alles zerschlagen, wodurch Israel stark und mächtig war. Im Augenblick, als die Feinde kamen, zog er die schützende Hand von uns zurück. Er setzte Israel in Flammen wie ein Feuer, das nach allen Seiten frisst.
4 Wie ein Feind hielt er den Bogen gespannt, seine rechte Hand bereit zum Schuss; so tötete er unsere blühende Jugend, die ganze Freude unserer Augen. Er goss seinen Zorn wie einen Feuerstrom über das Heiligtum der Zionsgemeinde.
5 Der HERR hat uns behandelt wie ein Feind, er hat Israel ganz vernichtet; die schönen Paläste hat er zerstört, die starken Burgen in Trümmer gelegt. Nur noch seufzen und stöhnen kann das Volk von Juda.
6 Er zertrat sein eigenes Land, den blühenden Garten, seine Stadt, in der er wohnen wollte, die Stätte, an der wir zu ihm kamen; sein Volk ließ er Festtag und Sabbat vergessen. In seinem schrecklichen, glühenden Zorn verstieß er den König und die Priester.
7 Von seinem Altar wollte er nichts wissen, sein Heiligtum sah er mit Abscheu. Die Mauern und Türme der Zionsstadt übergab er in die Gewalt der Feinde. In seinem Tempel jubelten die Fremden, so wie wir es früher taten bei unseren Festen.
8 Es war die erklärte Absicht des HERRN, die Mauern Jerusalems niederzureißen. Er wollte sie bis auf den Grund zertrümmern und hörte nicht auf, bis alles zerstört war. Wall und Mauer lässt er trauern, denn beide sind zu Schutt geworden.
9 Die Tore sind in die Erde versunken, ihre festen Riegel schlug er in Stücke. König und Fürsten sind in der Fremde, von den Priestern kommt keine Weisung mehr; auch die Propheten haben nichts zu sagen, weil der HERR ihnen keine Botschaft mehr gibt.
10 Die erfahrenen Männer der Zionsstadt sitzen trauernd am Boden und schweigen; sie haben sich Erde auf den Kopf gestreut und den Sack um die Hüften gelegt. Die jungen Mädchen von Jerusalem lassen bekümmert die Köpfe hängen.
11 Von Tränen sind meine Augen ganz blind, es brennt und tobt in meinen Eingeweiden, Schmerz und Verzweiflung brechen aus mir heraus; denn ich sah, wie mein Volk zugrunde ging. Kinder und Säuglinge sah ich verschmachten, draußen auf den Straßen der Stadt.
12 Gequält von Hunger und Durst schrien sie laut nach ihren Müttern. Wie Verwundete brachen sie zusammen, draußen auf den Straßen der Stadt, und in den Armen ihrer Mütter taten sie den letzten Atemzug.
13 Jerusalem, du geliebte Stadt, ich weiß nicht, was ich dir sagen soll! Mit welchem Schicksal soll ich deins vergleichen, um dich zu trösten, du Jungfrau Zion! Dein Schaden ist unermesslich wie das Meer! Kann dich noch jemand heilen?
14 Was deine Propheten dir als Zukunft ankündigten, waren nur schöne, bunte Träume. Deine Schuld haben sie nicht aufgedeckt, sonst hätten sie noch alles zum Guten wenden können. Mit ihren leeren Prophetensprüchen haben sie dich betrogen und verführt.
15 Alle, die an dir vorüberkommen, klatschen schadenfroh in die Hände. Sie spotten und schütteln ihre Köpfe über die Trümmer Jerusalems: »Ist das die Stadt, die viel gerühmte, die Krone der Schönheit, die Freude der Welt?«
16 Deine Feinde überschütteten dich mit Hohn, weit rissen sie ihre Mäuler auf, sie zischten und zeigten dir drohend die Zähne. »Die haben wir erledigt!«, sagten sie. »Endlich ist der Tag gekommen, auf den wir so lange gewartet haben!«
17 Der HERR hat seine Pläne ausgeführt, er hat seine Drohungen wahr gemacht. Seit Langem hatte er es angekündigt, nun hat er dich schonungslos zertrümmert. Er ließ die Macht der Feinde triumphieren, sie durften sich über dein Unglück freuen.
18 Jerusalem, lass deine Mauern schreien, sie sollen zum Herrn um Erbarmen rufen! Lass deine Tränen fließen wie Bäche, unaufhörlich, bei Tag und bei Nacht! Gönne dir keine Ruhepause, lass deine Augen nicht trocken werden!
19 Steh immer wieder auf in der Nacht und bring deine Klage vor den Herrn! Geh und suche seine Nähe, schütte dein ganzes Herz bei ihm aus! Streck ihm deine Hände entgegen; flehe ihn an für deine Kinder, die vor Hunger zusammenbrechen, draußen an allen Straßenecken!
20 »Sieh doch, HERR, schau her zu mir! Bedenke, wem du das alles antust! Sollten Mütter ihre Kinder essen, die Kleinen, die sie auf Händen trugen? Durfte man Priester und Propheten töten, sogar in deinem Heiligtum?
21 Hingestreckt in den Staub der Gassen liegen Kinder und alte Leute; meine Mädchen und jungen Männer sind dem Schwert zum Opfer gefallen. Am Tag, an dem dein Zorn mich traf, hast du sie mitleidslos hingeschlachtet.
22 Alle Schrecken, die mich überfielen, riefst du wie zu einem Fest zusammen. An jenem Tag, HERR, als dein Zorn losbrach, blieb niemand verschont, ist keiner entkommen. Die Kinder, die ich aufzog und umsorgte – der Feind hat sie alle ausgelöscht.«
Gute Nachricht Bibel, durchgesehene Neuausgabe, © 2018 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart