Schöningh’sche Bibel online lesen
Schöningh’sche Bibel
Das zweite Buch der Psalmen (Ps 42-72)
Heimweh nach Gott
1 [Dem Chormeister; ein Lehrgedicht von den Korachitern. ]
Sehnsucht nach dem Heiligtum
2 Wie der Hirsch lechzt nach den Wasserbächen, so lechzt meine Seele, o Gott, nach dir.
3 Meine Seele dürstet nach Gott, dem lebendigen Gott. Wann darf ich kommen und Gottes Angesicht schauen?
4 Meine Tränen sind mir zur Speise geworden bei Tag und bei Nacht. Denn täglich fragt man mich: „Wo ist nun dein Gott?“
5 Dann denke ich daran - und das Herz geht mir über -, wie einst ich dahinschritt im Pilgerzug, zum Gotteshaus führte ich die festliche Schar, von Jubel umbraust und Dankesgesängen.
6 Was härmst du dich, meine Seele, was seufzt du in mir? Harre auf Gott! Denn ich preise ihn noch, das Heil meines Angesichts.
Trauer und Klage
7 Mein Gott, in mir härmt sich meine Seele, gedenke ich dein im Land am Jordan, am Hermon und am Mizar-Berg.
8 Flut um Flut rauscht durch deine tosenden Bäche; über mich hin brausen all deine Wogen und Wellen.
9 Am Tag entbietet der Herr seine Huld, ihm gilt mein Lied in der Nacht, das Gebet zum Gott meines Lebens.
10 Ich klage zu Gott, meinem Fels; „Warum vergißt du mich? Warum gehe ich trauernd einher, da der Feind mich bedrängt?“
11 Es trifft mich ins Mark der Hohn meiner Bedränger, die täglich mich fragen: „Wo ist nun dein Gott?“
12 Was härmst du dich, meine Seele? Was seufzt du in mir? Harre auf Gott! Denn ich preise ihn noch, das Heil meines Angesichts, meinen Gott.
© Christoph Wollek