Umgang mit Leid – Praktische Hilfe mit Gebetsanleitung
Was tun, wenn Leid dein Leben überschattet?
Leid kommt in vielen Formen: Wenn Eltern hören, dass ihrem Kind etwas zugestoßen ist. Wenn eine Flutkatastrophe oder ein Erdbeben passiert. Wenn ein Mensch mitten im Leben eine Krebsdiagnose bekommt. Oder in Form einer Depression, scheinbar ohne äußeren Anlass. Wenn irgendein Leid ins Leben kommt, ist das immer ein Einschnitt. Ein persönliches, individuelles Schicksal, das Fragen aufwirft und bewältigt werden muss.
Im Folgenden findest du hier einige praktische Impulse, wenn Leid dein eigenes Leben verdunkelt und du dich fragst, wie du damit umgehen kannst.
Gedanken zu Leid aus theologischer Perspektive und chistlicher Sicht findest du auf der Seite Der gute Gott und das Leid – warum Menschen leiden.
Teile dein Leid jemandem mit
Geteiltes Leid ist halbes Leid – das Sprichwort stimmt leider nicht immer. Dadurch, das du jemandem erzählst, was dich bedrückt, verschwindet das Problem nicht sofort. Und doch: Menschen sind Beziehungswesen. Wenn du spürst, dass dir jemand verständnisvoll und mitfühlend zuhört, dich reden lässt und die richtigen Fragen stellt, lindert das den Leidensdruck. Du weißt: Du bist nicht alleine in dieser Situation. Es kann ratsam sein, einen Pastor oder eine Seelsorgerin aufzusuchen – die haben gelernt, gut zuzuhören und ersparen dir platten Trost. Oder du sprichst mit einem guten Freund. Ein Anruf bei der Telefonseelsorge ist anonym möglich. Nimm auch in Anspruch, dass jemand für dich betet – das befreit und gibt neue Hoffnung.
Greife auf Gewohntes zurück
Klingt banal, ist es aber nicht: Wer eine schlimmer Nachricht bekommt oder in Depressionen versinkt, verliert oft den Boden unter den Füßen. Die ganze Welt gerät aus den Fugen. Um so wichtiger ist es, wieder einen festen Stand zu bekommen. Wenn das Innenleben durcheinander ist, wird die äußere Struktur noch wichtiger. Pflege gewohnte Abläufe und Rituale – regelmäßiges Essen und Trinken, Gebetszeiten, Spaziergänge. Alles hilft, was dir wieder Sicherheit und Halt gibt. Frische Luft ist genauso wichtig wie ausreichender Schlaf. Natürlich alles, soweit es dir möglich ist. Vielen hilft es auch, zu schreiben. Entweder du bringst ungefiltert zu Papier, was dir auf dem Herzen liegt, oder du schreibst gezielt auf, was dir im Moment Hoffnung gibt oder wofür du trotz des Unglücks dankbar bist.
Verzichte gezielt auf Medien und Smartphone
Ob Jobverlust, die Krankheit eines Angehörigen oder einfach die bedrückende Weltlage: Wenn Leid einen äußeren Anlass hat, ist das Bedürfnis groß, sich abzulenken. Aber Zerstreuung hilft nur kurzfristig, auf andere Gedanken zu kommen. Leicht verkehrt sich vor allem Medienkonsum ins Gegenteil: Der stete Strom negativer Nachrichten und selbst die Newsfeed auf sozialen Netzwerken können depressive Tendenzen noch verstärken. Handys sorgen dafür, dass Menschen sich isolieren und weniger kommunizieren. Immer erreichbar sein, sich ständig vergleichen, nichts verpassen dürfen: Das ist schlecht für das Selbstvertrauen und die seelische Balance. Deshalb: leg das Smartphone lieber mal weg. Wenn du auf gute Gedanken kommen willst, lies doch eine Andacht, die Bibel oder ein anderes, aufbauendes Buch.
Die Liebe Gottes als Lebenselixier
Was auch immer dich herunterzieht: Gott will nicht, dass es dir schlecht geht. Der Glaube an Gott ist zwar kein Zaubermittel gegen jedes Unglück – und es geht nicht darum, Trauer und Schmerz auszublenden, wenn es einen konkreten Anlass dazu gibt. Und doch ist es in jeder Lebenslage gut, sich der Liebe Gottes zu vergewissern. Die Bibel ist voll von Mut machenden, liebevollen und aufrichtenden Zusagen Gottes, wie etwa: „Ich habe Dich je und je geliebt. Darum habe ich Dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“ (Jeremia 31,3). Man könnte die ganze Bibel auch als „Liebesbrief Gottes an die Welt“ bezeichnen – und an Dich ganz persönlich! Eine sehr schöne Zusammenstellung solcher Liebeserklärungen findest du hier auf dem Bibel TV YouTube-Kanal. Wenn man depressiv ist, kann man diese liebevollen Worte nicht immer an sich ranlassen. Schnell kommen Gedanken wie: „Ich bin es nicht wert. Das gilt für alle außer mich. Ich habe zu viel Mist gebaut.“ Vergiss diese Lügen. Du darfst genau diese klaren Liebes-Statements Gottes für Dich gelten lassen. Denn sie gelten Dir. Zu einhundert Prozent.
Vertraue dich Jesus an
Sich Jesus anzuvertrauen ist mehr, als ein Stoßgebet zu sprechen. Denn dabei geht es um Beziehung. Zwei Dinge helfen dir, Jesus kennenzulernen. Lies erstens in der Bibel, zum Beispiel die Geschichte von der Sturmstillung (Mt 8,23-27). Schon in diesen Zeilen wird deutlich: Jesus lässt Schlimmes geschehen. Er ist bei seinen Freunden, auch wenn er abwesend scheint (er schläft). Er lässt sich wecken und rufen. Ihm ist nicht egal, wie es uns geht! Und dann greift er ein und ändert die Situation. Und zweitens, tue genau das: Wecke Jesus. Sprich ihn an. Immer wieder, mit ganzem Herzen. Bitte ihn, deine Situation zu verändern und die die Kraft zu geben, die du brauchst. Gerade in Leidenszeiten haben Menschen schon häufig eine tiefere Gottesbegegnung gehabt, als jemals zuvor.
Lerne von Erfahrungen anderer
Es gibt kaum etwas, das nicht schon andere Menschen vor dir erlebt haben – wenn sie nicht sogar mitten drin stecken. Es kann helfen, sich damit zu beschäftigen. Ein Start dafür wäre der Bibel TV Online-Stream „Echt jetzt“, der in der App oder auf der Website gesehen werden kann und der Geschichten aus dem Alltag echter Menschen zeigt. Oder auch ein Buch wie „Wenn sich der Himmel wieder öffnet“ (antiquarisch erhältlich), in dem Menschen von ihren Leiderfahrungen und Schicksalsschlägen berichten. Zum einen merkst du: Du bist nicht alleine mit deinem Problem. Und du schöpfst Hoffnung, weil andere Schritte aus dem Leid gemacht haben. Vielleicht erfährst du konkret, was ihnen geholfen hat. Und wenn du magst, sprich doch andere Betroffene einfach mal an und suche den Austausch.
Übe dich in Feindesliebe und Vergebung
Wenn du unter gestörten oder zerrütteten Beziehungen leidest, frage dich folgendes: Wo kannst du den Rat von Jesus beherzigen, selbst deinen Feinden zu vergeben (Mt 5,44)? Es mag sein, dass andere dich verletzt und gekränkt haben. Dass du allen Grund hast, ihnen ihre Schuld vorzuhalten und die Beziehung abzubrechen. Doch wenn du darunter leidest, kann der Jesus-Weg der richtige für dich sein: Vergib ihnen ihre Schuld und befreie dich so selbst von Gefühlen der Gekränktheit oder sogar Rachsucht. Ob die Beziehung wieder heil wird, steht nicht alleine in deiner Hand. Vielleicht willst du das auch gar nicht. Aber die emotionale Last durch die Taten und Worte anderer musst du nicht ein Leben lang mit dir herumschleppen.
Nimm das Leid ernst, aber versinke nicht in Selbstmitleid
Es klingt vielleicht hart und soll keinesfalls ein billiger Psycho-Trick sein oder ein Appell wie „Stell dich nicht so an.“ Wir dürfen traurig sein, wenn etwas Schlimmes passiert. Gefühle zu unterdrücken ist nicht gut. Oft unterschätzen Menschen aber auch ihre Fähigkeit, eigene Gedanken und letztlich auch Gefühle zu beeinflussen. Die Amerikanerin Amy Morin kennt sich damit aus. Mit 23 Jahren war ihr Leben perfekt: Traumjob Psychotherapeutin, verheiratet, sogar ein eigenes Haus. Dann starben innerhalb weniger Jahre ihr Mann, ihre Mutter und ihr Schwiegervater. Amy Morin wusste: sie könnte auf ewig ihr Schicksal beklagen, dass schwerer sei als bei jedem anderen Menschen. Oder sie könnte ihr Leben annehmen und sich der Situation stellen. Sie schrieb das Buch „13 Dinge, die mental starke Menschen NICHT tun“. Eine ganz zentrale Einsicht: „Sie verschwenden keine Zeit mit Selbstmitleid“. Denn das führt nicht weiter, niemals. Egal, wie schwer die Schicksalsschläge sind, die dich treffen.
Analysiere deine Probleme
Was auch immer dir Leid verursacht: Oft hilft es, ein Problem in aller Ruhe aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Was und wer hat wie dazu beigetragen, dass es dir schlecht gibt. Und vor allem: an welchen Stellen kannst du selbst etwas ändern und aktiv werden? Was hat dir in der Vergangenheit in ähnlichen Situationen geholfen? Wo genau brauchst du Hilfe, Unterstützung? Es kann helfen, so eine Analyse auch schriftlich zu machen und so den Dingen Schritt für Schritt auf den Grund zu gehen. Jetzt kannst du zu jedem Teil-Problem nach möglichen Lösungen suchen. Ein Nebeneffekt dieses systematischen Vorgehens: Das Bewusstsein, aktiv mit deiner Situation umzugehen, stärkt dein Selbstbewusstsein und deine Zuversicht.
Lass Fragen und Zweifel an Gott zu
Wer in einer echten, freundschaftlichen Beziehung mit Gott lebt, kennt Höhen und Tiefen in seinem Glauben. Phasen großer Glaubenszuversicht genauso wie Zeiten des Zweifels. Es ist deshalb ganz normal, das Schicksalsschläge und Leiderfahrungen auch den Glauben auf eine Probe stellen. Es wäre ein Fehler, diese Zweifel auszublenden – denn das hieße letztlich, Gott aus deiner konkreten Situation und deiner Leiderfahrung auszuschließen. Und das will er ganz bestimmt nicht! Im Gegenteil: das Buch Hiob handelt davon, dass ein gläubiger Mann durch viele Tränentäler gehen muss und alles verliert, was ihm lieb ist. Und doch bleibt er im Gespräch mit Gott und klagt, hadert und ringt mit ihm. Lass Zweifel und Fragen zu – und werde nicht müde, sie mit Gott zu teilen! Vielleicht helfen dir diese Gedanken zu Glaubensfragen, an Gott dranzubleiben.
Denke an Jesus, der selbst gelitten hat
Nochmal Jesus. Denn der Sohn Gottes blieb eben nicht in der heilen Welt des Himmels, sondern hat selbst gelitten. Schon Jesaja beschreibt ihn als den leidenden Gottesknecht, „ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut“ (Jesaja 53,3), der unsere Schmerzen mit uns gemeinsam durchsteht. Er selbst ist in den Dreck und Schmutz gegangen, um uns zu erlösen. Er wurde Opfer von Schuld und Sünde, Lüge und Verrat, Selbstsucht und Machtgier. Deshalb können wir ganz sicher wissen: Alles, was wir erleben und erleiden, ist auch ihm nicht fremd. Denn „er gehört nicht zu denen, die unsere Schwächen nicht verstehen und zu keinem Mitleiden fähig sind. Jesus Christus musste mit denselben Versuchungen kämpfen wie wir, doch im Gegensatz zu uns hat er nie gesündigt.“ (Hebräer 4,15) Er ist dabei, er fühlt und leidet mit und steht immer an unserer Seite!
Halte an der Hoffnung fest
Wenn der christliche Glaube eine Hoffnung hat, dann diese: nichts muss bleiben, wie es war. Wenn Gott die Welt aus dem Nichts ins Leben ruft. Wenn Jesus Christus stirbt und von den Toten aufersteht. Wenn Menschen sich unendlich weit von Gott entfernen und doch die Ewigkeit mit ihm verbringen können: dann ist alles möglich. In den Worten des Propheten Jeremia: „Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe das Ende, des ihr wartet.“ (Jer 29,11). Halte fest an dieser Hoffnung, denn Gott meint es gut mit Dir. Wenn du glaubst, es geht nichts mehr: dann wirf ihm dein Leben hin, er kann damit umgehen. Nicht alles wird sofort besser. Aber für das Ende gilt Gottes Zusage: „Er wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein.“ (Offb 21,4).
Mit diesem Gebet kannst Du Gott im Leid um Hilfe bitten:
Danke Jesus, dass Du da bist.
Du siehst, wie es mir gerade geht.
Du bist der einzige, der wirklich weiß was in mir vorgeht.
Du bist mir näher, als ich mir selber nahe bin.
Du schenkst Frieden und Hoffnung.
Erfülle mich neu mit Deinem Geist.
Erfrische mein Inneres, wie der Regen die trockene Steppe.
Und weil ich keine Kraft mehr habe, belebe mich neu nach deinem Wort.
Schenke mir Ausdauer auf meinem Weg und einen glücklichen Ausgang aller meiner Leiden.
Danke Jesus, dass Du da bist.