Sie kamen nicht mit eigener Botschaft. Sie sprachen nicht für Applaus. Sie standen oft allein – und doch bewegten sie ganze Völker: die Propheten der Bibel. Ob donnernde Warnungen oder tröstende Verheißungen – ihre Worte hallen durch die Jahrhunderte und haben auch heute noch Kraft.
Stell Dir vor, Du würdest plötzlich eine Stimme hören, die Dir befiehlt: „Geh und richte den Mächtigen dieser Welt aus, dass ihr Untergang bevorsteht!“ So erging es vielen Propheten der Bibel. Sie waren keine Hellseher oder Wahrsager, sondern Männer und Frauen, die Gott aussuchte, um sein Wort weiterzugeben – kompromisslos, oft unbequem, aber immer mit einem Ziel: die Menschen zurück zu Gott zu führen.
Der hebräische Begriff “navi“ bedeutet so viel wie „Sprecher“ oder „Verkünder“. Ein Prophet war also nicht jemand, der aus sich selbst sprach, sondern ein Sprachrohr Gottes. Und so leiteten Propheten ihre Worte oft ein mit “So spricht der Herr”.
Auch wenn der Artikel sich um die Propheten im Christentum dreht, sei angemerkt, dass die alttestamentarischen Propheten im Christentum natürlich den Propheten im Judentum entsprechen.
Was sind Propheten laut biblischem Verständnis?
Ein Prophet war kein bloßer Zukunftsdeuter, sondern vor allem ein „Mund Gottes“. Ihre Hauptaufgabe?
- Das Volk zur Treue gegenüber Gott aufrufen (oft mit drastischen Warnungen!)
- Ungerechtigkeit anprangern (soziale Missstände, Götzendienst, Unterdrückung)
- Hoffnung verkünden (selbst in dunkelsten Zeiten)
Interessant: Nicht alle Propheten wollten diesen Job! Mose fühlte sich ungeeignet, Jeremia war zu jung, Jona floh sogar vor seinem Auftrag. Doch Gott gebrauchte sie – oft gegen ihren Willen.
Propheten im Christentum – Die bekanntesten Propheten in der Bibel
Auch wenn man bei den Propheten häufig zunächst an die Prophetischen Bücher denkt, sollte man nicht vergessen, dass es sowohl im Alten als auch im Neuen Testament noch weitere Propheten gab.
Propheten außerhalb der Prophetischen Bücher im Alten Testament
- Elija
- Elisa
- Samuel
- Nathan
- Debora
Propheten der Prophetischen Bücher im Alten Testament
- Jesaja
- Jeremia
- Hesekiel
- Daniel
- Hosea
- Joel
- Amos
- Obadja
- Jona
- Micha
- Nahum
- Habakuk
- Zefanja
- Haggai
- Sacharja
- Maleachi
Propheten im Neuen Testament
- Johannes der Täufer
- Jesus
- Agabus
Unterteilung in große und kleine Propheten
In der Bibel werden die Prophetenbücher in „große“ und „kleine“ Propheten unterteilt. Diese Unterscheidung hat nichts mit der Bedeutung ihrer Botschaft zu tun – sondern mit der Länge der Schriften. Die großen Propheten haben umfassendere Bücher hinterlassen, die kleinen kürzere.
Die vier großen Propheten – Jesaja, Jeremia, Hesekiel und Daniel – hinterließen umfangreiche Bücher mit teils über 60 Kapiteln. Die zwölf kleinen Propheten hingegen verfassten kürzere Texte, die in der hebräischen Bibel sogar in einer einzigen Schriftrolle Platz fanden.
Trotz dieser unterschiedlichen Einteilung ist jede prophetische Stimme auf ihre Weise unverzichtbar für das Gesamtbild der biblischen Botschaft. Wie verschiedene Instrumente in einem Orchester tragen sie alle zum großen Ganzen bei.
Übersicht und Reihenfolge der prophetischen Bücher
Die prophetischen Bücher der Propheten im Christentum sind in folgender Reihenfolge im Alten Testament enthalten
Prophet | Kapitel | Wirkungszeit (ca.) | Wirkungsort / Kontext |
---|---|---|---|
Jesaja | 66 | 740–700 v. Chr. | Juda (bes. Jerusalem), Zeit König Usija bis Hiskia |
Jeremia | 52 | 660–580 v. Chr. | Juda, v. a. Jerusalem, kurz vor und während des Babylonischen Exils |
Klagelieder | 5 | nach 586 v. Chr. | Jerusalem nach der Zerstörung – traditionell Jeremia zugeschrieben |
Hesekiel | 48 | 593–571 v. Chr. | Babylonisches Exil – unter den Verbannten |
Daniel | 14 | ca. 605–530 v. Chr. | Babylon und Persien, Hofbeamter im Exil |
Hosea | 14 | ca. 755–725 v. Chr. | Nordreich Israel (bes. Samaria) |
Joel | 4 | unklar, evtl. 9. Jh. oder 4. Jh. v. Chr. | Juda, v. a. Jerusalem |
Amos | 9 | ca. 750 v. Chr. | Nordreich Israel, ursprünglich aus Juda |
Obadja | 1 | unklar, evtl. um 845 oder nach 586 v. Chr. | Gegen Edom, Fokus auf Jerusalem |
Jona | 4 | ca. 780 v. Chr. | Gesandt nach Ninive (Assyrien), aus Israel |
Micha | 7 | ca. 740–700 v. Chr | Juda (auch in Jerusalem) |
Nahum | 3 | ca. 650 v. Chr. | Juda – Gerichtswort gegen Ninive (Assyrien) |
Habakuk | 3 | um 600 v. Chr. | Juda, kurz vor Babylonischem Exil |
Zefanja | 3 | ca. 640 v. Chr | Jerusalem zur Zeit Königs Josias |
Haggai | 2 | 520 v. Chr. | Jerusalem – Rückkehr aus dem Exil, Tempelwiederaufbau |
Sacharja | 14 | 520–518 v. Chr. | Jerusalem nach dem Exil, Zukunftsvisionen |
Maleachi | 2 | ca. 460–430 v. Chr. | vermutl. Jerusalem – letzte prophetische Stimme des AT |
Ist Dir was aufgefallen. Obwohl Daniels Buch nur 14 Kapitel umfasst, zählt er zu den großen Propheten. Daniel wird besonders aufgrund seiner apokalyptischen Bilder und auch seiner Verheißung des Menschensohns zu den großen Propheten zugeordnet.
Die großen Propheten der Bibel
Jesaja: Der Prophet der Erlösung
Jesaja wirkte zwischen 740 und 701 v. Chr. in Jerusalem und gilt als einer der bedeutendsten Propheten überhaupt. Sein Name bedeutet „Der HERR rettet“ – ein Programm, das sich durch sein gesamtes Buch zieht. In eindrucksvollen Bildern spricht er von Gottes Heiligkeit, warnt vor sozialem Unrecht und verkündet die kommende Erlösung durch den Messias. Er prophezeit den Messias bereits 700 Jahre vor Jesus!
Jeremia: Der weinende Prophet
Jeremia prophezeite etwa von 626 bis 587 v. Chr. während der dramatischen Endzeit des Königreichs Juda. Er erlebte die Zerstörung Jerusalems und des Tempels durch die Babylonier mit. Bekannt als der „weinende Prophet“, litt er unter seiner Berufung und dem Widerstand, den seine Unheilsbotschaften hervorriefen. Trotz Verfolgung blieb er treu und verkündete auch Hoffnung auf einen „neuen Bund“ (Jeremia 31,31)
Hesekiel: Der Prophet der göttlichen Vision
Hesekiel war ein Priester und Prophet, der während des Babylonischen Exils (6. Jh. v. Chr.) wirkte. Hesekiel sieht Dinge, die anderen verborgen bleiben: Räder voller Augen, tote Gebeine, die wieder lebendig werden. Seine Visionen sind tief symbolisch. Er prophezeite zunächst den Fall Jerusalems, später aber auch Hoffnung auf Wiederherstellung.
Daniel: Der Prophet der Endzeit
Daniel lebte etwa von 605 bis 530 v. Chr. und wurde als junger Mann nach Babylon verschleppt. Im Gegensatz zu den anderen großen Propheten wirkte er als hoher Beamter am babylonischen und später am persischen Königshof. Sein Buch enthält sowohl Erzählungen (Daniel in der Löwengrube) als auch apokalyptische Visionen vom Ende der Zeiten und der Abfolge von Weltreichen. Daniel steht für Glaubenstreue unter schwierigen Bedingungen und für göttliche Weisheit.
Die kleinen Propheten der Bibel
- Hosea offenbart Gottes treue Liebe zu einem untreuen Volk, symbolisiert durch seine Ehe mit einer Ehebrecherin.
- Joel kündigt eine kommende Ausgießung des Heiligen Geistes an – ein Bild, das sich an Pfingsten erfüllt.
- Amos prangert soziale Ungerechtigkeit an und ruft unmissverständlich zur echten Gerechtigkeit auf. Er kündigt Israel das Strafgericht an, das sich nur kurze Zeit später erfüllt.
- Obadja richtet sich gegen Edom und betont, dass Hochmut zum Fall führt.
- Jona erlebt, dass Gottes Barmherzigkeit selbst denen gilt, die man am wenigsten für würdig hält – wie den Bewohnern von Ninive. Bekannt ist seine Geschichte besonders durch die Begebenheit mit dem Fisch. Jona wollte vor seinem Auftrag fliehen, doch wurde dabei von einem Fisch verschluckt und drei Tage später wieder ausgespuckt,
- Micha verkündet Gericht, aber auch Hoffnung – und prophezeit den Geburtsort des Messias in Bethlehem. “Du Bethlehem Efrata“, sagt der Prophet, „die du klein bist unter den Städten in Juda….aus dir soll mir kommen, der in Israel Herr sei.“ (Micha 5, 1)
- Nahum verkündet den Untergang des grausamen Ninive als Gottes gerechtes Gericht und als Trost für alle, die unter dieser Großmacht gelitten haben.
- Habakuk ringt mit Gottes Gerechtigkeit, doch endet im Vertrauen: „Der Gerechte wird durch seinen Glauben leben.“
- Zefanja warnt vor dem Tag des Herrn, verheißt aber auch Reinigung und neues Leben für das Volk.
- Haggai ruft zur Prioritätensetzung auf – zuerst Gottes Tempel, dann das eigene Haus, daraus entsteht Segen
- Sacharja hat visionäre Bilder und ruft zur Umkehr auf. Er prophezeit den kommenden König auf einem Esel (Sacharja 9,9) – erfüllt bei Jesu Einzug in Jerusalem!
- Maleachi kritisiert lau gewordenen Glauben und kündigt an, dass Gott den Propheten Elia senden wird, was als Brücke zu Johannes des Täufer interpretiert wird.

Propheten im Neuen Testament
Auch im neuen Testament wirken noch Propheten als Gottes Sprachrohre. Eine herausragende Gestalt ist Johannes der Täufer. Jesus selbst bezeichnete ihn als den größten Propheten und zugleich als den Wegbereiter des Messias. In seiner asketischen Lebensweise, seiner unerschrockenen Verkündigung und seiner Kritik an den Machthabern erinnert Johannes an die großen Propheten des Alten Testaments. Auch Jesus selbst gilt als ein Prophet, wie wir in Lukas 7, Vers 16 lesen: “Es ist ein großer Prophet unter uns aufgestanden”. (Hinweis darauf, dass er mehr als ein Prophet ist)
Daneben traten in den Gemeinden Propheten in Erscheinung. Einer davon ist Agabus. In der Apostelgeschichte 11, Verse 27-28 prophezeit er eine große Hungersnot.
3 Spannende Fakten zu Propheten im Christentum, die wenig wissen
Nicht jeder Prophet hat ein eigenes Buch. Propheten wie Elija oder Elisa wirken mächtig – doch ihre Taten finden sich in den Königsbüchern, nicht in eigenen Schriften.
Es gab auch Prophetinnen. Miriam (die Schwester Moses), Debora und Hulda sind biblische Frauen, die prophetisch redeten – lange bevor es üblich war.
Jesus erfüllte über 300 alttestamentliche Prophezeiungen – statistisch unmöglich als Zufall!
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